236. Bethlehem. 347 widerfahren zu lassen und einzugestehen, daß ein solches Tier nicht leicht zu teuer bezahlt werden könne. Am solgenden Morgen, als eben der Imam zum Frühgebet rutft, hört der Pascha Husfschlag unter seinen Fenstern, und in den Hof reitet ganz harmlos unser Scheich. „Sidil“ ruft er hinauf, „Herr! willst du dein Geld oder mein Pferd?“ — Graf Helmuth v. Moltke. 236. Bethlehem. Bethlehem! Keine Lolsharfe vermag den Ton wiederzugeben, den diesor Name in der Seelo wachruft. Welche Erinnerungen ziehen wie schöne, unvergebliche Traumgestalten um diesen Ort und seino Umgebungl!l Das ganze wonneselige Paradies der Rindheit taucht mit ihm wieder in unserem Gedächtnis auf. Keine andere Stadt der Erde, nicht einmal unser eigener Geburtsort, war uns nur dem Namen nach bekannt, als wir schon auf der Mutter Schob von Bethlehem hörten und uns dort ebenso heimisch fühlten wie in unserer Kinder- gtube. Was ist es aber doch auch äuberlieh für ein ansehnliches und reizendes Städtchen, das da vor uns auf zwei Hügeln liegt; dureh einen engen Sattel sind sie miteinander verbunden. Wir ritten an der westlichen Höhe hinan. Seit den letzten zwanzig Jahren erheben gich hier manche stattliche Häuser; auch das schöne evangelische Nissionshaus des Berliner Jerusalemsvereins steht hier. Wir übergeben unsere Pferde einer Anzahl Knaben aus Bethlehem, die sich gleich in Menge eingefunden hatten. Nachdem wir den lieben Niscionar Müller und seine Frau kurz begrübt hatten, eilton wir gleieh dem össtlichen Hügel zu, wo über der Geburtssstätte des Herrn ein grobes LCloster und als Mittelpunkt desselben die prächtige, von Könstantin er- baute Basilika liegt. Wir mubten durch die ganze Stadt hindureb. Von allen Seiten kamen Händloer heran, die uns Rosenkränze und Perlmutter— Varen anboten und in ihre Basare einluden. Wir verschoben aber diesen Besueh auf den Rückweg und gingen stracks unserem Ziele zu. Wenn man auben vor den RKlosterräumen steht, hat man keine Ahnung von der Schönheit des inneren Heiligtums, das sie einsohlioben. Sobald man aber in dassolbo eintritt, ist man wie festgebannt und mubß über die Grobartigkeit dieses altehrwürdigen Gotteshauses gtaumen. Es ist eine fünfschififge Basilika. Vier Reihen von je zwölf mächtigen Säulen rötlichen Marmors trennen das Hauptschiff von den