487 die schleunige Hinrichtung eines Straßenräubers, den man eben ein- gefangen hatte. Ihre Forderung wurde bald erfüllt. Ratsherren, die von der kühnen Weberinnung als Verräter der Stadt bezeichnet wurden, ließ der eingeschüchterte Rat zu Turm, d. h. ins Gefängnis, führen. Als die Weber sahen, wie man ihre Macht fürchtete, sprengten sie die Vorrechte der Ritter und Herren, die bislang allein Mitglieder des städtischen Rates werden konnten. Es wurden nun 82 Ratsmitglieder durch die Zünfte aus ihren eigener: Leuten ge¬ wählt; nur die Wahl von 15 Gliedern überließ man den Patriziern. Im Jahre 1370 saßen zum erstenmal Weber und andere Zünftlinge im Rate Cvlns. Eine solche Macht stieg den Webern zu Kopf; aber ihr Hoch¬ mut gefiel ebensowenig den übrigen Zünften wie den Patriziern. Da geschah es im Jahre 1372, daß zwei stolze Mitglieder der Weber¬ zunft vom Rate beim Gerichte verklagt und dort zürn Tode verur¬ teilt wurden. Die Weber glaubten, ihnen zun: Trotze sei das Ur¬ teil gesprochen worden. Als der erste Verurteilte hingerichtet werden sollte, forderten sie seine Freilassung. Ritter Hardefust, der Bevoll¬ mächtigte des Rates, hörte nicht auf ihre Forderung, sondern gab das Zeichen zur Hinrichtung. Da stürzte ein Haufe bewaffneter Weber über die Scharfrichter her und führte den verurteilten Ge¬ nossen jubelnd zur Stadt zurück. Dieser Eingriff in die gesetzliche Ordnung empörte ganz Cöln gegen die stolzen Weber. Ritter und Edle traten auf dem Atter¬ markte zusammen; das Kriegsbanner wurde entfaltet; Bäcker, Brauer, Buntwirker, Goldschmiede und Kaufleute eilten mit Waffen herbei. Mit Weiuspenden feuerte der Rat den Mut der Streiter an. In mächtigem Zuge, die Stadtfahne voran, ging es zum Zunft¬ hause Airsburg. Doch die Wollweber waren schon ausgerückt, um sich mit ihren Genossen vom Griechenmarkte zu vereinigen. Auf dem Kriegermarkte kam es zu einer blutigen Schlacht. Die Weber unterlagen. Ihr Banner wurde zerrissen und in den Staub ge¬ treten. Die Sieger verfolgten die Flüchtigen, die sich zu Hunderten in Schlupfwinkeln der Stadt verbargen. Am folgenden Morgen wurden die Hauptschuldigen verbannt. Die an der Befreiung des Verurteilten nicht teilgenommen hatten, durften iu Cöln bleiben. Den übrigen kündete das Glöcklein der Kirche auf dem Kapitol die Stunde an, in der sie mit Kind und Kegel das Stadtgebiet für immer bei Todesstrafe zu verlassen hatten. Die andern Zünfte errangen durch Fleiß und Ruhe den Pa¬ triziern gegenüber bald neue Macht. Sie brachten das Handwerk zu Ehren und trugen durch ihre vorzügliche:: Erzeugnisse viel zur