— 147 — 2. Am nächsten Morgen kam er mit seinem Regimente an die Hsterreicher. Eben zog ein Pandurenregiment aus Neustadt nach dem Lager. ZFietens Husaren ritten hinter ihnen her, als gehörten sie zu den Hsterreichern. Die Feinde hatten deshalb auch nicht den mindesten Ver— dacht. Ein feindlicher Oberst ritt freundlich an Zieten heran und wünschte ihm guten Tag, weil er die preußischen Husaren wegen ihrer neuen blauen Mäntel für Osterreicher hielt. Zieten rief lachend: „Nehmt ihn gefangen, er ist ein Osterreicher!“ Als aber die Panduren links zum österreichischen Lager abschwenkten, mußte Zieten rechts abreiten, nämlich auf den Weg nach Jägerndorf durch die Schluchten des Gebirges, und schon bei den nächsten Wacht— posten wurden die Preußen erkannt. Sogleich wurde Lärm geschlagen. „Fieten! Zieten! Preußen!“ schallte es durchs Lager. Nun ging es ans Reiten. Hei, wie flogen da die blauen Pelze! Doch auch die Osterreicher waren schnell hinterdrein, als sie sich von ihrer ersten Bestürzung erholt hatten. Zieten mußte zwar noch durch eine enge Schlucht, wo er von beiden Seiten beschossen wurde, und dann durch einen Morast. Aber der Markgraf Karl hatte das Schießen gehört, kam ihm mit seinen Truppen entgegen, half ihm aus der Not und erhielt nun den Befehl des Königs. Das war ein Zietenscher Husarenstreich. Nach Gottlob Schurig. 111. Wie der Alte Fritz lebte. (Brief eines Kammerdieners an seine Eltern.) 1. Liebe Eltern! Nun bin ich schon eine lange Zeit hier in Berlin; aber ich habe immer noch keine Ruhe gefunden, Euch ein paar Zeilen zu schreiben. Denn es gibt gar viel aufzupassen, und des gnädigen Königs Majestät ist gar streng. Aber nun will ich gleich anfangen und Euch er— zählen, wie dieser große König seinen Tag verbringt. Der König denkt von morgens bis abends an das Wohl seiner Unter— tanen. Ich habe einmal gehört, daß er gesagt hat: „Daß ich lebe, ist nicht nötig, wohl aber, daß ich tätig bin.“ Das ist er aber auch. Jetzt im Winter muß ich ihn um vier Uhr wecken, im Sommer gar schon um drei Uhr. Früher soll er immer sehr schnell auf den Beinen gewesen sein; jetzt, da er älter wird, hapert es manchmal. Vorige Woche wollte er besonders früh bei der Hand sein und befahl mir strengstens, ihn um drei Uhr zu wecken. Um die Zeit ja nicht zu ver⸗ fehlen, habe ich die ganze Nacht kein Auge zugetan. Als ich dann zu ihm kam, war er noch recht müde und wollte durchaus nicht wach werden. Ich bat ihn, rief ihm zu, ja ich rührte ihn an, — er blieb liegen. Endlich 195* 1