349 — eb ihch in Grafenort stih uf starren Gebirgen und Felsen, eb ihch in Obernigk gih durch sandiges Kiefergepüsche. Uben und unden und hie und do wie überal meen' 'ich, daß ihch derheeme bihn!?... In der Schläsing bihn ihch derheeme! — Karl von Holtei. (Aus „Obernigk“.) 131. Breslau. 1. Wer aus der Stille des Landlebens kommt, kann sich nur schwer in dem Leben und Treiben einer großen Stadt wie Breslau zurechtfinden. Auf dem Bürgersteige gelangt man unter der Menge nur mit Mühe borwärts. Droschken rollen auf den Straßen. Die Hupe der Automobile mahnt zur Vorsicht. Aus der Querstraße fährt ein Wagen der elek⸗ trischen Bahn mit hellem Geläute vorüber. Rollwagen, Handwagen, Frachtwagen werden geschickt durch die Straßen geleitet. Dazwischen er— sönt die Glocke des Radfahrers. Eine Abteilung Soldaten marschiert zur Wache. Mit durchdringendem Geläute kündigt sich ein Zug der Feuerwehr an, der zu einem Schadenfeuer gerufen ist. Arbeiter reißen das Pflaster auf, um eine der vielen Rohrleitungen auszubessern. Diese durchziehen die Stadt von dem großen Wasserhebewerke oder von den Gasanstalten her oder nach den Schwemmkanälen zu wie ein unter— irdisches Netz. Die Wasserleitungen und Gasröhren verzweigen sich links und rechts in die Häuser, so daß selbst in den obersten Stockwerken Wasser und Gas stets zur Hand sind. Hunderte von Drähten überspannen wie ein Gitterwerk die Dächer, oder sie ziehen, von großen Masten getragen, die Straßen entlang, oder sie schmiegen sich an Wand und Wand. Ihre geheimnisvollen unsichtbaren Ströme tragen das gesprochene Wort in die Ferne, ziehen Straßenbahnwagen, entzünden Lampen und treiben Maschinen an allen Ecken und Enden der weiten Stadt. 2. Und welch eine Fülle der verschiedensten Gebäude! Da gibt es Kirchen, Schulen, Turnhallen, Bibliotheken, Museen, Druckereien, Theater, Kasernen, Fabriken, Lagerhäuser, Bankhäuser, Gasthäuser, Markthallen, Krankenhäuser. Dazu kommen die ehrwürdigen Amtshäuser. In dem schönen alten Rathause auf dem Ringe walten die Behörden der großen Breslauer Stadtgemeinde. Ein herrliches neues Amtshaus für die König— liche Regierung erhebt sich am Lessingplatze bei der Lessingbrücke. Auf der Abrechtsstraße schmückt eine würdige Säulenhalle den Eingang zu dem Amtshause des Oberpräsidenten der Provinz. Auf derselben Straße wölbt sich über dem Hauptamte der Deutschen Reichspost eine gewaltige Kuppel für die vielen Drahtleitungen zum Sprechen in die Ferne. Am äußeren Ende der Schweidnitzer Straße steht neben dem Theater ein großes, schlichtes Amtshaus. Soldaten halten Wacht, denn hier wohnt der Kommandierende General, der von dem obersten Kriegsherrn des