m 2 — 2 9 Wieviel aber eine Million oder tausendmal 1000 sei, glaubt man zu wissen, und doch erkennt es nicht jeder. Denn wenn ihr ein ganzes Jahr lang vom 1. Januar bis zum 31. Dezember alle Tage 1000 Striche an eine große Wand schreibet, so habt ihr am Ende des Jahres noch keine Million, sondern erst 365 000 Striche, und das zweite Jahr noch keine Million, sondern erst 30 000 Striche, und erst am 26. September des dritten Jahres würdet ihr zu Ende kommen. Aber unser Eichenwald hätte 625 solcher Millionen, und so wäre es bei jeder andern Art von Pflanzen nach Verhältnis in noch viel kürzerer Zeit, ohne an die zahlreiche Vermehrung durch Augen, Wurzelsprossen 10 und Knolen zu gedenken. Wenn man sich also einmal über diese große Kraft in der Natur gewundert hat, so hat man sich über den großen Reichtum an Pflanzen aller Art nicht mehr zu verwundern. Obgleich viele tausend Kerne Id brnlein alle Jahre von Menschen und Tieren verbraucht werden, viele tausend im Boden ersticken oder im Aufkeimen durch ungünstige Witterung 15 und andere Zufälle wieder zu Grunde gehen, so bleibt doch, jahraus jahr⸗ ein, ein freudiger und unzerstörbarer Überfluß vorhanden. Auf der ganzen weiten Erde fehlt es nirgends an Gesäme, überall nur an Platz und Raum. z. Aber wenn jeder reife Kern, der sich von seiner Mutterpflanze ablöset, unter ihr zur Erde fiele und liegen bliebe; alle lägen auf einander, 20 leiner könnte gedeihen, und wo vorher keine Pflanze war, käme doch keine hin. Das hat die Natur vor uns bedacht und nicht auf unsern guten Rat gewartet. Denn einige Kerne, wenn sie reif sind, fliegen selbst durch eine berborgene Kraft weit auseinander; die meisten sind klein und leicht und werden durch jede Bewegung der Luft davon getragen; manche sind noch mit kleinen Federlein besetzt, wie der Löwenzahn (Ketlenblume), Kinder blasen sie zum Vergnügen auseinander und thun damit der Natur auch einen kleinen Dienst, ohne es zu wissen; andere gehen in zarte, breite Flügel aus, wie die Samen⸗ lerne von Nadelholzbäumen. Wenn die Sturmwinde wehen, wenn die Wirbel⸗ winde, die im Sommer vor den Gewittern hergehen, alles von der Erde 30 aufwühlen und in die Höhe führen, dann säet die Natur aus und ist mit einer Wohlthat beschäftiget, während wir uns fürchten oder über sie klagen und zürnen; dann fliegen und schwimmen und wogen eine Menge von unsicht⸗ haren Keimen in der bewegten Luft herum und fallen nieder weit und breit, Und der nachfolgende Staub bedeckt sie. Bald kommt der Regen und befeuchtet ihn, und so wird's auf Flur und Feld, in Berg und Thal, auf First und Halden auch wahr, daß etliches auf dem Weg von den Vögeln des Himmels gefressen wird, etliches unter den Dornen zu Grunde geht, etliches auf trockenem Felsengrund in der Sonnenhitze erstirbt, etliches aber gut Land findet und hundertfältige Frucht bringt. Weiter sind manche Kerne für den Wind zu groß und zu schwer, aber sie sind rund und glatt, rollen auf der Erde weiter Ind werden durch jeden leichten Stoß von Menschen oder Tieren fortgeschoben. Andere sind mit umgebogenen Spitzen oder Häklein versehen, sie hängen sich an das Fell der Tiere oder an die Hleider der Menschen an, werden fort— getragen und an einem andern Orte wieder weggestreift oder abgelesen und ausgesäet, und der es thut, weiß es nicht oder denlt nicht daran. Viele Kerne gehen unverdaut und unzerstört durch den Magen und die Gedärme der Tiere, denen sie zur Nahrung dienen sollen, und werden an einem andern Ort wieder