385 gingen wir mehrfach hinüber und herüber. Ein schmaler über den Gebirgskamm hinlaufender Weg, der in kurzen Abständen beiderseits mit Grenzsteinen besetzt ist, bildet die politische Scheide, um die ringsherum die friedlichen Wälder rauschen und ihre Wipfel neigen. Eine kurze Wanderung bringt uns weiter aufwärts aus den Hochkamm des Gebirges. In diesen oberen Regionen treffen wir ganz wie in den Alpen echte Sennhütten mit grasenden Viehherden, deren melodisches Geläute über die grüne Höhe schallt. Eine be¬ sondere Eigentümlichkeit der Vogesen aber liegt in der Ausbrei¬ tung ihrer obersten Kaminhöhen. Stundenweit kann man auf threr Höhe wie ans einer schmalen Ebene hinwandern und die Blicke in die weiten Lande schweifen lassen. Das großartigste Rund¬ gemälde aber tut sich vor uns auf, wenn wir die höchsten Gipfel im südlichen Teile der Vogesen, namentlich wenn wir den Sulzer Belchen bestiegen haben. Weite Landschaften der Oberrheinischen Tiefebene und Frankreichs liegen dem Auge erschlossen, unzählige Ortschaften grüßen aus der Tiefe zu uns herauf. An klaren Ta- gen zeigt sich dem freudig überraschten Wanderer die Kette der Alpen, die im Glanze des Firnschnees und der Gletscher wie Sil¬ ber leuchten. Nach Süden hin fällt das Gebirge steil ab und läßt ^is zum Schweizer Jura eine weite Lücke frei. Diese Gebirgs- senke ist die alte, berühmte Wanderstraße der Völker und Heere, ballier, Römer und Germanen sandten hier ihre Heersäulen hinüber Mid herüber, und bis zu unsern Tagen war sie gleichfalls der Schauplatz mächtiger Truppenbewegungen. Insbesondere erinnert sie uns an die tapfern Streiter des Generals von Werder, der hier zu Beginn des Jahres 1871 bei grimmiger Kälte den gewal¬ tigen Ansturm Bourbakis standhaft aushielt und den Feind auf ^ijon zurückwarf. Auch der merkwürdige Schleusenkanal, der den Rhein mit der Bhone verbindet und stellenweise sogar unterirdisch durch Tunnels iuhrt, zieht sich durch diese Senkung. So bildet er ein friedliches Band, das die beiden großen Nationen verknüpft. 241. Hohenzollern. Karl Graf Stillfried. Die Zollernburg in Schwaben, Bon alters wohlbekannt, Bor jeder Burg erhaben ^m deutschen Vaterland, Lesebuch für OberNasfen. D. 2. Sie grüßt aus blauer Ferne, Sie hält die Wacht am Rhein, Sie blinkt gleich einem Sterne Ins Elsaß tief hinein. 25