559 Der Beamte sah den Beleg wiederholt durch und sagte dann: „Ich bitte um die Quittung über den gezahlten Zoll.“ „Quittung? Zoll?“ entgegnete befremdet der Herr Pro¬ fessor. „Ja, ja,“ erwiderte der Beamte, „die Quittung, die Sie in Detmold erhalten haben über den Zoll; die mir vorgelegte Quittung lautet bloß über die Strafgelder.“ Dem Herrn Pro¬ fessor wurde nun klar, daß sie in Detmold abgefahren waren, ohne sich erst die Quittung über den Zoll ausstellen zu lassen. Um nun die Strafe nicht noch einmal bezahlen zu müssen, Wurde ein Bote nach Detmold geschickt, sie zu holen. Nach Verlauf mehrerer Stunden war sie da, der Herr Professor be¬ zahlte den Zoll für Preußen und fuhr über die kurhessische und hannoversche Grenze, bezahlte aber auch jedesmal den ihm abverlangten Zoll. In Göttingen hielten sich unsere Reisenden einige Tage auf und verlebten sie in Gesellschaft des lieben Freundes sehr angenehm. Am dritten Tage brach man wieder auf. An der preußi¬ schen Grenze fragte der Zollbeamte wieder nach dem „Zoll¬ baren“. „Wir haben nichts Zollbares bei uns,“ erwiderte be¬ stimmt der Herr Professor. Die Frau sah ihn an, schwieg aber. Der Zollbeamte untersuchte flüchtig den Wagen und wünschte glückliche Reise. Gerade so ging es an den Zollhäusern mehrerer Thürin¬ ger Staaten, ohne daß man Zoll bezahlte, bis man wieder im Regierungsbezirk Erfurt an ein preußisches Zollhaus kam. Dort ging es in der Hauptsache auch glatt ab; als aber der Blick des Zollbeamten die Wagenlaterne streifte, wurde er stutzig; von Neugierde geplagt, machte er sie auf und fand, daß beide mit Tabak gefüllt waren. Neuer Schrecken! Diesmal lud sich aber das Unwetter auf den armen Kutscher ab, der sich in Bremen für einige Groschen Tabak gekauft und diesen glücklich bis Thüringen in den Wagenlaternen verborgen hatte. Was half aber alles Schelten und alles Jammern — der Herr Professor mußte zahlen. Endlich ging’s der Heimat wieder zu. Die Freude darüber beß allen Schmerz und Ärger vergessen. Glücklich hielt der Wagen vor der Tür des Herrn Professors. Alles Gepäck wurde hereingeschafft, aber das Kutschkästchen war zum Entsetzen der Frau Professor leer. Der Herr Professor hatte den un¬ glückseligen Kaffeesack in aller Stille bei seinem Freunde in Göttingen zurückgelassen.