— 146 — 2. Erschrocken rannte ich nach der RKirche und die Turmtreppe hinan. Im Hinaufsteigen überdachte ich, wie groß das Unglück werden könne und müsse, da schwerlich jemand es unternehmen werde, in die höchste Spitze zu klimmen, wo er in den üngtemn b Winkeln nicht einmal so bekannt sein konnte wie ich, der ich in meiner Jugend sie ost mit Lebensgefahr durchkrochen haito. „Prisch drauf und dran!“ rief eine Stimme in mir; „du weißt hier ja Be— scheid.“ In der Tat wußte ich auch, datß auf dem Glockenboden stots 10 Wasser und Löscheimer bereit standen; aber an einer Handspritze, die hauptsächlich not tat, konnte es leicht fehlen. Deshalb lef ien in das nächste Haus und rief nach einer Spritze, die aber hier wie auch im zweiten Hause nicht zu finden war und erst im dritten Hause mir gereicht wurdoe. 16 Jetzt ging's zum Turme hinauf. In doer sogenannten Kunst- pfeiforstube, dioe dieht unter der Spitze liegt, fand ich bereits mehrere Maurer und Zimmerleute, die indes alle nicht recht zu wissen schienen, was hier zu tun sei. „Liebe Leute,“ sprach ich, „hier ist nichts zu beginnen, wir müssen höher hinauf; folgt mir!“ 20 — „Leicht gesagt, aber schwer getan!“ antwortete mir der Zimmer- meister Steffen. „Wir haben es schon versucht, aber es geht nicht. Sobald wir die Falltür über uns heben, fällt ein dichter Regen von Flammen und glühenden Kohlen herunter und setzt auch hier das Gebalk in Brand.“ 25 Das war freilich eine schlimme Nachricht. „Doch mub es ge— wagt werden,“ rief ich endlich; „ich will sehen, was ich tun kann; helft mir durch die Luke!“ — Sie ösfsneten mir die Falltür; ich sties hindurch, ließ mir einen Eimer voll Wasser und die Hand. spritze reichen und befahl: „Nun die Luke hinter mir zu, damit das 30 Feuer keinen Zug bekommt!“ — Während sie das taten, sah ich zu, was oben vorging. In Massen prasselten Kohlen hernieder, so datß ich mir den Kopf anfeuchten mubßte, um nicht aus meinen Haaren ein Feuerwerk zu machen. Um die Hände frei zu bekommen, schnitt ich ein Loch in den Rock, durech das die Spritze gesteckt 35 wurde; den Bügel des Eimers nahm ich zwischen die Zähne, und so ward denn die weitere Reise angetreten. Die Turmspitze ist inwendig durch viele Holzriegel verbunden, die mir als Leiter dienen mußten. Wobin ich griff, um mir empor zu helfen, war alles voll glühender Kohlen; doch hatte ich keine 10 Zeit, an den Schmerz zu denken, auch machte ich mich gegen ihn fühllos, indem ich Kopf und Hände öfters anfeuchtete. Mi vieler Anstrengung war iech endlich so hoch gestiegen, daß in der engen Verzimmerung kein Raum mehr blieb, mich weiter hindurchzuwinden,