ind schleift den König ein Stück auf dem Boden entlang. Der Edelknabe sagt ihm nach, springt, als der König am Boden liegen bleibt, vom Pferde und bietet es ihm an. Indem der König vergebens Versuche macht, sich aufzurichten, sprengen kaiserliche Reiter herbei, die, ohne den Verwundeten zu kennen, ihre Pistolen auf ihn abfeuern. Eine Kugel dringt ihm durch 5 die Schläfe, — er ist nicht mehr. 2. Dem heldenmütigen Bernhard von Weimar war es eben ge— lungen, die Gefahr, in die der linke Flügel geraten, zu beseitigen, — da jagt mit fliegender Mähne und aufgerissenen Nüstern das blutige Pferd des Königs daher. 10 „Deèr König ist tot!“ Dieser Ruf, der durch die Reihen geht, macht die Herzen erstarren. Was nun tun? Einzelne werden vom Zagen ergriffen;, nan hört einige Offiziere sagen, daß, da ohne das Haupt auf den Sieg nicht zu hoffen ist, es geraten sei, an einen geordneten Rückzug zu denken. Da ruft der heldenmütige Bernhard von Weimar: „Soldaten, 15 unser Hort ist tot! Für imich hat das Leben keinen Wert mehr, wenn ich seinen Fall nicht rächen soll. Wer den König liebt, beweise seine Liebe jetzt durch die Tatl Auf den Feind!“ Dies WVort entflammt aufs neue die Hergen , Raͤchet den König!“ das ist der Gegenruf, der sich nun mächtig erhebt, und der Kampf wird mit verdoppeltem Eifer fortgesetzt. Bereits 20 befindet sich ein Heerteil der Kaiferlichen in wilder Flucht; da kommt Pappen⸗ heim, dem Eilboten nachgesandt worden waren, mit seinen Geschwadern daher und wirft sich dem dordringenden Feinde entgegen. Von zwei Kugeln durchbohrt, sinkt Pappenheim sterbend vom Rosse; danach werden seine Lüraͤssiere trotz der tapfersten Gegenwehr zusammengehauen. Wallenstein, 25 der im dichtesten Kugelregen mit alter Ensschlossenheit die Schlacht geleitet hat, sieht seine besten Truppen fliehen; endlich muß auch er auf Rettung benken Dem siegreichen evangelischen Heere fallen sämtliche Kanonen der Kaiserlichen in die Hände. In der Nacht erst, bei Fackelschein, gelingt es den Kriegern, die Leiche des geliebten Königs zu finden. 30 Es läßt sich ermessen, welch einen Schmerz die Kunde von dem Tode des Heldenkönigs in dem protestantischen Deutschland und in Schweden hervorbrachte. Der Verlust, den die evangelische Welt erlitten hatte, schien im Hinblick auf die augenblickliche Lage unersetzlich zu sein. Aus dem herben Schmerze stieg aber später der Trost empor: Gustav Adolf gehört 35 benjenigen großen Männern an, die auch im Tode noch weiter wirken nmitten derer, für die sie sich opferten. Ferdinand Schmidt. 303. Eine Plünderungsszene aus dem 30jührigen Kriege. Der Sobn eines geplunderten Bauern erzahlt: 40 Das erste, was die Reiter taten, war, daß sie ihre Plerde ein- stellton; hernach hatte jeder eine besondere Arbeit, deren jede lauter Untergang und Verderben anzeigte. Denn ob zwar etliche ansfingen, zu mêtzgen, zu sieden und zu hraten, daß es aussah, als sollte ein lustig Mahl gehalten werden, so waren hingegen andre, die durch- 45 321