76 — Wer hinüber wollt' über die wilde Well', Den setzt er getrost aut die Schulter schnell Und trug, zur Stũtz' einen Eichenbaum, 10 Den Wandrer hinüber, leieht wie im Traum. Da einstmals, als glühend die Sonn' aufging Und der Heid' sein riesiges Frühstück anfing, Ein Knäblein kam, wie der Prühling hold, Die Auglein kristallen, die Locken wie Gold; 15 Das sprach zu dem Riesen: „Mein Neiner Mann, Ob er mich hinüber wohl bringen kann?“ Des wunderte sich der Heide fast Und nahm auf das launige Knäblein in Hast. Und als er nun kam in den halben Flub, 20 ViIll oder will nicht, er halten mub; Denn es ward ihm im Naclken so schwer, so schwer Und ward ihm schwerer noch immer mehr Da wandt' er zum kinde das Antlitz sein, Und das Kind ist geblleben noch ebenso Llein; Doch führt es nun, sonderbar, Zepteèr und Kron', Denn das Kind war der liebe Gottessohn, Und spricht zu dem Riesen: „Ieh kenne dich, Dein Meister, dein König, dein Gott bin ich!“ Da weint der Riese vor Preud' wie ein Kind, 30 Und den Heiland hinüber er trügt wie der Wind. Und wie er durchwatet die säuselnde Well', Das Knäblein entschwunden ihm ist zur Stelb. Doch ein Greis im glänzenden Kleid— dastand, Eiĩne Muschel voll Wassers in seiner Hand. Die gießt er aus über des Heiden Haupt, Dab der Heid' ist geworden ein Christ und glaubt Und fühlt, wie's im dunkeln Herzen wird Llar, Und wie so gebrechlich sein Gutsein war, Und sieht, wie sein alternder Eichenstamm Voll Zweige und Blätter ward wundersam. Wer kennt nicht den riesigen Tragmann am Fluß? Weil er Christum trug, heibt er Christophorus. 35