und Treiben der Menschen. ÖÖ 119. Die Büfumer. Da die Büsumer am Meeresuser wohnten, so waren sie gute Schwimmer. Eines Sonntags schwammen ihrer neun ins Meer hinaus; und als sie eine ziemliche Strecke vom Ufer entfernt waren, wandte sich der Vordermann und sprach: „Brüder, ich muß doch einmal zählen, ob wir auch noch alle beisammen sind; mir scheint, es fehlt einer/ Er fing also an: „Eins, zwei, drei, vier, fünf, sechs, sieben, acht;"' sich selbst aber zählte er nicht mit. Da befiel ihn ein gewaltiger Schrecken, und er rief: „Wahrhaftig, es ist einer ertrunken!" — „Laß mich auch einmal zählen", sagte ein anderer und machte es ebenso wie der erste. Nun konnten sie nicht mehr zweifeln, daß einer ertrunken sei, und traurig schwammen sie nach dem Ufer zurück. Wie sie da ratlos beisammen standen und das Unglück beklagten, kam von ungefähr ein Fremder vorüber, der sich nach der Ursache ihrer Bestürzung erkundigte. „O Herr, unser waren neun, die ins Meer hinausschwammen; acht sind aber nur zurückgekehrt; also ist einer er¬ trunken," klagten sie. Der Fremde sprach: „Es gibt nur ein Mittel, das schwierige Rätsel zu lösen. Legt euch auf den Buden und steckt die Nasen in den Sand!" — Die Männer taten, wie ihnen geheißen. „Nun aufgestanden!" befahl der Fremde. Sie erhoben sich wie ein Mann. „Jetzt zählt die Löcher im Sande! So viel Löcher, so viel Nasen!" Sie zählten und riefen außer sich vor Freude: „Neun! Hurra! neun Nasen, neun Männer! Es ist keiner ertrunken!" Sie dankten dem klugen Fremden, kleideten sich an und kehrten vergnügt in ihr Dorf zurück. Schau. 120. (7.) Ter Wirt mutz vorauf. (Ein Brief.) Du wunderst Dich, daß meine Leute nicht schlemmen und schlendern und überhaupt so ordentlich sind. O, mein liebes Kind, der Mensch kann mehr, als man glaubt; und ich möchte doch den Dienstboten sehen, der mir ein einziges Mal über die Schnur hiebe! Ordnung im Haushalt ist keine Hexerei; und ich habe ein so sicheres Mittel, meine Leute vom Schlemmen und Schlendern abzuhalten, daß ich darauf wetten will, es fällt ihnen garnicht ein. Das Sonderbarste aber ist, daß ich dieses Mittel von meiner Viehmagd gelernt habe. Diese wollte, als ich meinen Mann geheiratet hatte und wir unsere Pachtung antraten, nicht früh genug aufstehen; und als ich sie darüber zur Rede stellte, gab sie mir zur Antivort: „Bi uns mutt de Wirt vörup." Dies schallte mir durch die Ohren: und auf einmal erleuchtet fühlte ich die ganze Wahrheit, daß alles in der Haushaltung durch einen guten Vorgang gezwungen werden müsse, und daß es eine Torheit sei, sich um acht Uhr aus dem 7*