— 46 Das Bäumlein lacht und spricht: „Nun hab' ich doch Blätter auch, daß ich mich nicht zu schämen brauch'.“ 10. Da kommt mit vollem Euter die alte Geis gesprungen; sie sucht fich Gras und Kräuter für ihre Jungen; sie sieht das Laub und fragt nicht viel, sie frißt es ab mit Stumpf und Stiel. 11. Da war das Bäumchen wieder leer, es sprach nun zu sich selber: „Ich begehre nun keiner Blätter mehr, weder grüner, noch roter, noch gelber! Hätt' ich nur meine Nadeln, ich wollte sie nicht tadeln.“ 12. Und traurig schlief das Bäumlein ein, und traurig ist es aufgewacht; da besieht es sich im Sonnenschein und lacht und lacht. Alle Bäume lachen's aus; das Bäumlein macht sich aber nichts daraus. 13. Warum hat's Bäumlein denn gelacht und warum denn seine Kameraden? Es hat bekommen in der Nacht wieder alle seine Nadeln, daß jedermann es sehen kann. Geh naus, sieh's selbst, doch rühr's nicht an! Warum denn nicht? Weil's sticht. Friedrich Rudgert