453 5 2 ⸗ Buũrgermeister Dreysas, umgeben vom Stadtrate, den Stadt- verordneten und Ehrenjungfrauen, die hohe Frau. Nach der Rede des NMetropolitans überreichte eine Schülerin der Stadt- schule im Namen der Kinder Dreysas einen Blumenstraub als Zeichen herzlicher Liebe und Dankbarkeit. Die Kaiserin reichte dem Kinde die Hand und sagte zu den Herren: „Auf dem Bahnhofe habe ich die schönen Trachten der hiesigen Bevölkerung bewundert; hier freus ich mich darüber, wie sehön die Kinder aussehen. Für Ihre verschiedenen Begrüßungen, mit denen Sie mich sehr erfreut haben, danke ich Ihnen recut herzlich.“ Nicht minder schön gestaltete sich die Begrüßung am LEin- gange der Anstalt „Hephata,“ der ebenfalls mit einer herrlichen Ehrenpfortæ geschmückt war. Der Anstaltsvorsteher, Pfarrer Schuchhardt, mit den geladenen Geistlichen führte den hohen Besuch in das neue Gotteshaus, das nun im Pestgottesdienste vom Generalsuperintendenten geweiht wurde. Die Altarbibel für die Kirche hatte die Kaiserin gestiftet und in sie eigenhändig die Bibelstelle Joh. 14, 6: „Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater, denn durch mich!“ eingeschrieben. Nach Schluß des Weihegottesdienstes besichtigte die Kaiserin mit ihrer Begleitung die Anstalt. Auf dem groben, freien Platze inmitten der Gebäude hatten die vieloen Insassen Auf— stellung genommen. Die Mädchen waren mit Blumen und Krünzen geschmückt, die Knaben und Jünglinge trugen Fähn- chen. Trotz ihrer Armut — ihnen fehlt ja das köstlichste Gut, das der Mensch hat, die Gesundheit — waren die kleinen Anstaltsbewohner froh und heiter. Und als die Kaiserin gar in ihre Mitte kam und die Huldigung eines kleinen Jungen, der mit seinen Krücken unter den Armen aus der Reihe heraustrat, freundlieh lächelnd entgegennahm, kannte ihre Freude keine Grenzen. Eine Gruppe kleiner Mädchen führte dann unter der Leitung der Schwestern vor den Augen der Kaiserin einen Gesangsreigen auf, dem Vorträge von Liedern und Posaunen- chören folgten. Den Kantor Stumpf und den Lehrer Siebert ließ die hohe Erau zu sich rufen und dankte ihnen für die schönen Leistungen. Dann bestieg sie freundlich grübend ihren Vagen, um unter den brausenden Hochrufen der Menge durch die Stadt zurũckzufahren. Am Bahnhofe beschied die Kaiserin noch einmal den Führer der Schwälmer Abordnung, Bürgermeister Siebert aus Wiera,