277 — 4. „Wieviel Schiffe werden von den 41 Eisenbahnwagen hier wohl voll?“ fragt einer aus unsrer Gesellschaft. Unser Seemann zwinkert vergnügt mit den Augen und deutet auf den Ozeandampfer vor uns: „Sie meinen, wieviel Waggons den Kasten da füllen? Dazu reichen fünfzehn solcher Güterzüge, also mehr als 600 Eisenbahnwagen, noch nicht aus. Hat doch mein Schiff, die Deutschland“, die in erster Linie Personen⸗ dampfer ist, außer den bequemen Einrichtungen für 1067 Passagiere und 560 Mann Besatzung noch Laderäume von 1453 cebm und Gepäck-, Proviant⸗ und Kohlenräume von 669 ebm Inhalt“, sagt er mit berechtigtem Stolze. Wasserfracht ist daher viel billiger als die Eisenbahn, und man schafft deshalb auch die Waren von hier nicht mit der Bahn in das Innere Deutschlands, sondern benutzt dazu die Flüsse und Kanäle. Sehen Sie den Riesen dort,“ — unser Seebär deutet im Weiterschreiten auf einen andern großen Dampfer, neben dem Elbkähne liegen, — „der hat Qupfererz aus Spanien gebracht; das müssen die Kähne nun erst ein paar hundert Kilometer stromaufwärts schleppen, womöglich bis an die Schmelzhütte heran, und stromab bringen sie dann, was das Binnenland erzeugt: Erzbarren, Leinenzeuge aus Sachsen, Maschinen aus Magdeburg, Porzellan aus Thüringen. Sehen Sie dort die großen Kisten, auf denen Ausfuhrgut“ steht? Die sind zu Schiff elbabwärts gekommen und gehen nun mit dem Dampfer oder im Segelschiff weiter über See.“ . „Mit der Segelschiffahrt ist es wohl bald ganz aus?“ fragt einer. „Das denkt man so im Inlande,“ meint unser Seemann, „aber das stimmt durchaus nicht. Wo es auf ein paar Wochen früher oder später nicht ankommt, wie bei Erz, Düngemitteln, Holz, Fellen und Kolonialwaren, da wird wohl immer der langsame, aber billige Segelschiffverkehr bei— behalten werden. Kohlen kosten Geld, und so ein Dampfer frißt davon eine ganze Menge; meine ,Deutschland“ braucht für eine Hin— und Rück⸗ fahrt nach New York 9000 10000 Tonnen, das sind also 1000 Eisenbahn⸗ waggons voll. — Doch wir können uns nicht aufhalten; da kommt eben das Motorboot; fünf Pfennig kostet es, dafür wollen wir uns einmal den Hafen vom Wasser aus ansehen.“ Wir steigen ein, ein Glockenzeichen ertönt, und unser Boot stößt ab; ein paar Sekunden arbeitet die Maschine, um zu wenden, dann schießt unser Schiff in den wildbewegten Hafen. 6. „Dort hinten liegt meine , Deutschland““, ruft unser Seemann jetzt und zeigt mit leuchtenden Augen auf einen mächtigen Dampfer. „Es ist ein feines Schiff, in das mit der Besatzung 1627 Personen hineingehen.“ Wir rechnen: Unser Heimatdorf hat 400Einwohner. Also die Menschenzahl von 4 solchen Dörfern hat bequem in dem einen Schiffe Platz. Das müssen wir sehen! Am Kai, wo der mächtige Koloß an dicken Stahlseilen befestigt liegt, steigen wir aus und wandern die bequeme Schiffstreppe auf⸗ wärts; oben werden wir angehalten und gefragt, was wir auf dem Schiffe