2 3 18. Die Kartoffel. verdächtige Gesellen, Gewächse, welche einen Menschen wahnsinnig machen und ums Leben bringen. So war denn unsere Kartoffel anfänglich ain mehlsnuhiges Ding, das auf den Gebirgen von Südamerika wild wuchs. Die wilde Kartoffel ist ein giftiges Wesen, wie der schwarze Nachtschatten, das Kraut übelriechend; selbst ein Vieh geht ungern daran, und nur der Raupe des Totenkopf-⸗Schmetterlings scheint die Kost einigermaßen zu munden. Die weißen Blüten sind geruchlos, und die grünen Beeren sind vollends ein schauerliches Gericht. Aber auch die Knollen der wilden Kartoffel sind wenig nütze — klein, wässerig und bitter von Geschmack. — Man setzte nun die Kartoffeln in um⸗ gegrabenen, lockeren und gut gedüngten Boden. Sie konnte jetzt nach allen Seiten hin rasch Wuͤrzel treiben und reichlich Nahrung einziehen. Man häufelte die Erde rings um den Stock, damit die Pflanze vollaus Speise habe; man jätete und behackte sie, damit sie vom Unkraut unbelastigt bliebe. Die Pflege wirkte höchst günstig. Die Kartoffel sehte ihre Knollen faustdick und noch größer an und stattete die— selben mit reicherem Mehlgehalt aus. Seit man der Kartoffel das Leben süß machte, hatte sie für den Geschmack alle Bitterkeit verloren. Wer wurde die Knollen heute nicht loben, wenn sie lieblich duftend als leckeres Mahl auf dem Tische dampfen oder als Suppe, Brei, Klöße, Pfannkuchen u. s. w. gesotten, gekocht und gebacken den Hungrigen anlachen? Es sind jetzt etwa 300 Jahre, daß die Kartoffel bei ihrer Reise um die Welt zu uns nach Europa gekommen ist. Um diese Zeit hatten die Engländer einen kühnen Seehelden, Franz Drake, der brachte die Kartoffeln über das Meer. Die blutigen Kämpfe, die er vollbracht hat, sind längst vergessen, aber daß man ihm die Kartoffeln verdankt, weiß jedes Kind. Die Kartoffel ist sein Lorbeerkranz geworden, der alljährlich immer wieder von neuem blüht. — Chedem baute der Landmann nur Getreide auf seinem Acker. Trat nun durch ungünstiges Weller eine Mißernte ein, so war die Not im Lande groß und Schmal⸗ hans Küchenmeister. Viele suchten dann die Brennesseln vom Zaun zum Gemüse, und manche starben gar Hungers. Wenn in unserer Zeit das Getreide nicht gut gerät, so hilft die Kartoffel aus der Not. Der Frost, welcher die Ähren droben tötet, läßt die Knollen in der Erde unangefochien. Die Fürsten und Herren sahen den Vorteil recht gut ein, welchen der Karloffelbau ihren Ländern bringen würde und befahlen ihren Unterthanen die Anpflanzung. Trotz angedrohter Strafen bei den einen, und trotz der verheißenen Belohnungen bei anderen waren die Bauern doch schwer dazu zu bringen. Der deutsche Land⸗ mann hängt fest an dem Gewohnten und mißtraut allem Neuen. Doch Not ist eine gute Lehrmeisterin, und als das Ungemach des sieben⸗ jährigen Krieges sich wie eine schwere Last auf das nördliche Deutsch⸗ and legte, da fanden sich gar viele zum Anbau der fremden Knolle willig. Jetzt kann sich mancher gar nicht denken, wie man noch ohne Kartoffeln leben könne. Giebt's doch in manchen Gegenden zum Fruhstück, zum Mittag- und Abendbrot Kartoffeln.