123 12. Die Luneburger Heide sich das nicht groß anfechten. Die Wälder lieferken Holz genug, und wer es brauchte, holte es sich und feuerte die Ofen daß sie fast barsten. Heutzutage ist das Holz teuer geworden, und ein armer Mann kann es kaum noch kaufen. Da ist es denn eine Wohlthat, daß man seinen Ofen mit Torf heizen kann. Der wird aus den Torfmooren gewonnen und bildet sich besonders aus Torfmoos. Dieses überzieht auf Sumpfboden große Strecken in dichtem Rasen und verwandelt sich allmählich in Torf, indem auf den vermodernden Moosen immer neue wachsen. 2. Außer zur Torfgewinnung werden die Moore noch zum An— bau benutzt. Man macht sie durch Verbrennen des Torfes zu frucht— barem Lande. Im Frühlinge wird der grob umgerissene Boden möglichst fein zerschlagen, bis er endlich bei trockenem Wetter zerriebenem Torfe ähnlich ist. Darauf streut man an vielen Stellen glühende Kohlen auf den Boden, so daß bei mäßigem Winde bald der ganze Acker in Flammen steht. Weil jeder erste gute Tag sofort zum Brennen benutzt wird, so stehen dann bald tausende solcher Mooräcker in Brand und entsenden dicke Rauchwolken, die sich bald vereinigen und die Luft weit und breit mit Moorrauch füllen. Bei günstigem Wetter wird ein Acker in einem Tage hinlänglich durchgebrannt, und nun sät man sofort Buchweizen in die heiße Asche. Man sät auch Hafer und pflanzt Kartoffeln, aber nur nebenbei; der Hauptbau ist Buchweizen. Dieses Moorbrennen ist die Ursache des Höhenrauchs, der nament— lich bei Nordwestwind in weite Fernen des innern Deutschlands getragen wird, selbst bis Frankfurt, Berlin und Dresden. Der Höhenrauch kann die Entstehung der Gewitter verhindern; auch ziehen seine Staub- und Kohlenteilchen die Feuchtigkeit der Luft an sich, wodurch die Regen— bildung verhindert und so die Entwickelung der Pflanzen gehemmt wird. Und wenn er auch der Gesundheit nicht nachteilig sein mag, so bleibt er doch immer eine lästige Erscheinung. glügge 12. Die Lüneburger Heide. 1. Man wandert oft stundenlang in grauer, eintöniger Gegend über baumlose Flächen oder schwache wellenförmige Hügel. Heide an Heide sieht man, in trocknen Sommern dürr und heiß wie der Sand, auf dem sie wächst, so daß einem die Fußsohlen brennen. Die Luft flimmert in den Sonnenstrahlen, und am fernen Horizonte zeigen sich hüpfende Nebelbilder. Hie und da trifft man Moorstrecken, mit dürren Binsen, niedrigen Zwergweiden oder nur mit Sumpfheide und blätterlosem Moose bewachsen. Zuweilen hört man das Geläut einer Blechglocke und begegnet einer Herde kleiner, schwarzgrauer Schafe mit Hörnern und haariger Wolle, des Negerstammes unter den Schafen, der sogenannten Heidschnucken. Die Festzeit der weiten Heide ist im August, wo das gewöhnlich starre Braun der Gegend mit dem Schmuck der Heideblüten belebt