425 für das Vaterland könne nichts heilvoller sein, als wenn Nork mit den Russen abschließe, für ihn persönlich aber sei alles dabei ge⸗ wagt; deshalb müsse er selbst seinen Entschluß fassen. Nork schwieg noch einige Augenblicke in ernstem Nachdenken, reichte dann Clausewitz die Hand und sagte: „Ihr habt mich. Sagt dem General Diebitsch, daß ich mich morgen früh bei den russischen Vorposten einfinden werde.“ Er ließ dann noch Wernsdorf, einen seiner Offiziere, herein— treten. Ungefähr wie Wallenstein — so erzählt es Clausewitz — fragte er, im Zimmer auf- und abgehend: „Was sagen eure Regimenter?“ Der Offizier äußerte sogleich seine Begeisterung für den Gedanken, vom französischen Bündnisse loszukommen, und sagte, so fühle jeder einzelne im Heere. „Ihr habt gut reden, ihr jungen Ceute; mir Altem aber wackelt der Kopf auf den Schultern“, erwiderte Vork. In der Nacht noch versammelte Vork die Offiziere seines Corps, sie von der gefaßten Entscheidung zu unterrichten. Einer von ihnen hat die Worte der Anrede folgendermaßen aufgezeichnet: „Meine Herren, das französische Heer ist durch Gottes strafende Hand ver⸗ nichtet. Es ist der Zeitpunkt gekommen, wo wir unsere Selb⸗ ständigkeit wiedergewinnen können, wenn wir uns jetzt mit dem russischen Heere vereinigen. Wer so denkt wie ich, sein Ceben für das Vaterland und die Freiheit hinzugeben, der schließe sich mir an; wer dies nicht will, der bleibe zurück. Geht unser Vorhaben gut, so wird der König mir meinen Schritt vielleicht vergeben; geht es mißlich, so ist mein Kopf verloren. In diesem Falle bitte ich meine Freunde, sich meiner Frau und Kinder anzunehmen.“ Der herzergreifenden Rede Norks folgte ein wahrhaft begeisterter Jubel. Es war niemand, der hätte zurückbleiben mögen; man empfand, daß es sich um alles handele. Den ergreifenden Vorgang schloß Vork mit den Worten: „So möge denn unter göttlichem Beistande das Werk unserer Befreiung beginnen und sich vollenden.“ Am andern Morgen, Mittwoch, den 30. Dezember, war Diebitsch, von Clausewitz begleitet, zur rechten Zeit an der Poscheruner Mühle. Endlich kam auch Vork, sehr gemessen und kalt. In gespannter Stimmung verhandelte man über die Artikel, nicht ohne scharfe Differenzen bei emnzelnen Punkten und immer besorgt, daß neue Stõrungen dem ganzen Werke ein Ende machen könnten. Endlich aber war die Konvention fertig und unterzeichnet. Eine Umarmung der Generale schloß die Scene.