455 da schien der Zug zu halten; im letzten Mondenschein zerflossen die Gestalten zum grauen Wolkenreihn. Mir war's, die Fürsten legen am Berg die Kronen hin; mir schien's, die Geister flögen wie segnend rings um ihn. Und wie ich stand und lauschte, kühl streifte mir's das Haar. Ein Morgenwehen rauschte; auf stieg das junge Jahr. Und allgemach im vollern, im klaren Tageslicht erhob der Hohenzollern erwachend sein Gesicht. Den Kaiserpurpur legte das Morgenrot ihm an; zu krönen ihn, bewegte die Sonne sich heran. Und bis hinab zum Staufen mit hellem Rosenschein begann's, zu überlaufen der Berge grau Gestein. Ein Adler thät sich wiegen, die Schwingen ausgespannt, mit stolzen Wendeflügen hoch ob dem deutschen Land. Und rings im Lande klangen die Glocken allzugleich, den Segen zu empfangen fürs deutsche Kaiserreich. 261. Unter dem roten Kreuzoe. Nach R. Löõnig. Der 24. Juni 1859 war ein blutiger Tag. Bei Solferino in Oberitalien Lieferte das sardinische Heer des Königs Vietor Emanuel, mit den Pranzosen verbündet und unter Pührung Napoleons III, den Osterreichern eino grosso Schlacht und sehlug sie ganzlich. Die Nacht brach herein. Tausende und aber DTausende von Toten bedeckten das weito Schlachtfeld. Zehntausend und mehr Verwundete erfullten mit ĩlhrem Schmerzenssehrei die Luft. Und grausicar noch ist der neue Tag mit seinem Sonnenbrando. Welche Qualen stehen die Verwundeten aus in dieser Hitzol Kein Vasser ist da, sie zu laben. Dazu der Modergerueh doer Toten, die rasch verwesenl Drei Page und drei Nächte braueht man, sie allæ zu begraben. Die Krankenwagen kommen nur langsam herbei, um die Verwundeten nach den nächsten Dõrfern oder Stadten abzuholen, wo sie verpflegt und gebeilt, wo vielen von ihnen erst noch die zerschmetterten Arme und Berlinisches Lesebuch. Oberstufe II. 30