268 teilen. Dem Bürger suchte er neue Quellen des Erwerbes zu öffnen und unterstützte die Handwerker. Alle willkürlichen Bedrückungen sollten aufhören, seine Untertanen sollten Gerechtigkeit finden; deshalb ordnete er auch die Landesgesetze. Besonders sorgte er für hohe und niedere Schulen, für die Verbreitung der Wissenschaften und Künste, die er achtete und liebte. Friedrich besaß hellen Verstand und scharfen Witz und liebte diese Eigenschaften auch an denjenigen, mit denen er umging. Er arbeitete sehr fleißig. „Du hast recht,“ schrieb er einmal noch als kraftvoller Mann an einen seiner Freunde, „wenn Du glaubst, daß ich viel arbeite. Ich tue es, um zu leben; denn nichts hat mehr Ähn— lichkeit mit dem Tode als der Müßiggang.“ Und ebenso dachte und handelte er noch in seinem fünfundsechzigsten Jahre. Er stand gewöhnlich im Sommer um 4 Uhr auf und schlief nie länger als sechs Stunden. Einst versuchte er sich den Schlaf ganz abzugewöhnen. Allein die Natur war mächtiger als der König; nur drei Nächte hatte er durchwacht, in der vierten überwältigte ihn der Schlaf gegen seinen Willen, und er fühlte sich so betäubt, daß er in der Folge keinen solchen Versuch mehr anstellte. Die Regierungsangelegenheiten besorgte er alle selbst, und sein scharfer Blick, seine strenge Gerechtigkeitsliebe erhielt in der Ver— waltung Ordnung und Tätigkeit. Sein erster Gang des Morgens war an den Schreibtisch. Hier erbrach er die ihm zurecht gelegten Briefe der Behörden und schrieb an den Rand kurz den Bescheid hin. Dann nahm er die von einzelnen Personen eingegangenen Gesuche vor. Die Antwort des Königs wurde an demselben Tage von den Geheim— schreibern ausgefertigt, von ihm unterschrieben und noch am Abend abgeschickt, so daß nie etwas liegen blieb. Jeder, auch der Geringste, erhielt eine Antwort; nur in sehr seltenen Fällen, wenn das Ansuchen gar zu ungereimt war, ließ der König die Eingabe unbeantwortet. Hiermit brachte er täglich die Morgenstunden zu, und keine Reise, kein fremder Besuch, keine Unpäßlichkeit konnte ihn bewegen, eine Ausnahme zu machen. Sehr nachsichtig war er gegen die oft albernen Vorstellungen gemeiner Leute. „Die armen Menschen“, sagte er, „haben zwar sehr oft unrecht; allein ich muß sie doch hören; denn dazu bin ich ja da.“ — Sein Land vergrößerte Friedrich noch bei der ersten Teilung Polens. Friedrich starb am 17. August 1786, in einem Alter von 74 Jahren, nach 46jähriger Regierung. Die Nachricht von seinem Tode machte einen tiefen Eindruck auf ganz Europa; Freunde und Feinde