23830— 145. Der Cölner Dom. . Deutschlands herrlichstes Bauwerk ist der Cölner Dom. Wie ein Herrscher überragt er die Stadt. Riesig sind die Aus- dehnungen dieses gewaltigen Denkmals deutscher Kunst und deutschen Glaubens. 135 Meter mibt der Bau in seiner Länge, 61 Meter in der Breite (im Querschiff 86), ein halbes Kilometer im Umfang. Mit seinem Hlächeninhalt übertrifft er die groben Dome zu Ulm, Speyer und Strabburg, und mit seinen Türmen (156 Meter) überragte er bis vor einigen Jahren alle Bauwerke der Welt. Erbaut isst er aus grauem, am Drachenfels gebrochenem Sandstein. Den ungeheuern Ausdehnungen des Domes entspricht die Bauzeit; verflossen doch von der Grundsteinlegung im Jahre 1248 bis zu seiner Einweihung 632 Jahre! Freilich mub gleich hinzugefügt werden, dab die Arbeit jahrhundertelang gänzlich geruht hat. 2. Meister Gerhard von Rile ist der Name des Mannes, der im Auftrage des Cölner Erzbischofs Konrad von Hochstaden den lLühlnen Plan zu dem gewaltigen Werk entwarf. Doch er und noch wei andre Dombaumeister starben dahin, bevor der erste Teil des Gotteshauses, das Chor, fertiggestellt wurde. Bald dureh- drang der Ruhm dieses Domteiles die Länder, überall Begeisterung weckend. Der Papst forderte alle Gläubigen auf, Beiträge zu spenden zur Förderung des Baues. Boten durchzogen das Land und feuerten zum Geben an, und in Cöln selbst wurde kein Testament gemacht, in dem nicht auch eine Summe für den Dombau gestiftèt Var. So konnte man noch an hundert Jahre fleibig weiterbauen. Aber allmãhlich flossen die Beiträge sparlicher, und nach abermals hundert Jahren mubte man die Arbeit gänzlieh einstellen. Fast 300 Jahre dauerte die Ruhepause. In dieser ganzen Zeit bot das Bauwerk einen merkwürdigen Anblick. Im Osten stand das fertige Chor in verschwenderischer Schönheit; daran schlossen sich im Mittelbau die sstehengebliebenen Teile des alten Domes, die sich neben dem Chor niedrig und armselig genug ausnahmen; den Abschlub bildeten im Westen die angefangenen Türme. 3. Der Eriede von 1815 brachte Preuben die Rheinprovin⸗ mit Cõln. Damit war die Zukunft des Domes gesichert; auch über ihm rauschten jetzt die Fittiche des Hohenzollern-Aars! Dazu war das vaterlandische Empfinden in ganz Deutschland durch