10 64 (. Aus der Geschichte meines Vaterlandes. 3. Will mir die Zand noch reichen, derweil ich eben lad' „Kann dir die Zand nicht geben; bleib du im ew'gen Leben mein guter Kamerad!“ Ludw. Uhland. 222. Kaiser Wilhelms J. Herzensgüte. Ein Soldat aus Mecklenburg stand vor Paris (1870) auf Vorposten. Hier erhielt er einen Brief aus seiner Heimat, und da er lange ohne Nachricht geblieben war, konnte er siceh nicht enthalten, denselben sogleich zu erbrechen. Beim Lesen vertieft er sich nun so, daß er kein Auge und Ohr für das hat, was um ihn her vorgeht. Plötzlich hört er Geräusch, sieht auf und erblickt den König und den Kronprinzen nebst Gefolge. Erschreckt läßt er den Brief fallen und grübt vorschriftsmäbig. Der König, der seine Angst und Verwirrung bemerkte, ritt freundlich auf ihn zu und fragte: „Nun, ein Brief von der Braut? — „Nein, Majestät, von meinem Vaterl“ entgegnete dieser. „Darf ich den Brief lesen, oder enthält er Geheimnisseè“ fragte der König weiter. Der Soldat übergab hierauf den Brief dem Könige. Dieser wendete sich zu seiner Umgebung und las unter anderm folgendes laut vor: „In 14 Tagen hat Deine Schwester Hochzeit; wir alle werden Dich an diesem Tage schmerzlich ver— missen; am meisten grämt sich aber Deine alte Mutter, Dieh nieht zu sehen. Schadet aber nichts, haue nur tüchtig auf die Franzosen ein, damit diesen Kerls recht bald das grobe Maul gestopft werde!“ Der König gab den Brief zurüũck und ritt weiter. Es währte aber nicht lange, so wurde der Soldat von seinem Posten abgelõst. Er erhielt 14 Tage Urlaub und konnte auf Kosten des Königs die Reise nach Mecklenburg antreten. Nach F. Schneider. 2. Erzählungen aus dem Leben der Hohenzollern Könige. 223. Fiedrich II. und sein Edelknabe. Friedrich der Große lebte sehr einfach, und seine Dienerschaft bestand aus nur wenigen Personen. Stets mußte ein Page im Vorzimmer auf die