52 Ludwig Uhland, geboren 1787 zu Tübingen — studierte daselbst die Rechtswissen- schaften — reissste 1811 nach Paris und verwendete die meiste Zeit auf das Studium der mittelalterlichen Volkspoesie — lieb sich 1815 in Stuttgart als Advokat nieder — wurde 1830 in Tübingen Professor der deutschen Sprache und Literatur — legte spãter dieses Amt nieder und zog sich ins Privatleben zurück. — Er starb 1862 in seimner Vater- stadt. Er ist vorzüuglich Lieder- und Balladendichter. — Lieder: „Der gute Kamerad“, „Der weibe Hirschs, „Die Einkehr“, „Die kapelle“, Abendlied“, „Lied eines Armen“, „Des Knaben Berglied“. Balladen; Das Glũck voõn Edenhall“, „Roland Schildtrãger“, „Der blinde König?. Drama: „Herzog Ernst“. Schãfers Sonnlagslied. 1. Das ist der Tag des Herrni 2. Anbetend knie ich hier. Ich bin allein auf weiter Flur, O süßes Graun! geheimes Wehn! noch eine Morgenglocke nur; als knieten viele ungesehn nun Stille nah und fern. und beteten mit mir. 3. Der Himmel, nah und fern, er ist so klar und feierlich, so ganz, als wollt er öffnen sich. Das ist der Tag des Herrn! Frũhlingsglaube. Die linden Lüfte sind erwacht, 2. Die Welt wird schöner mit sie säuseln und weben Tag und jedem Tag, Nacht, man weiß nicht, was noch werden sie e an allen Enden. mag, O frischer Duft, o neuer Klang! das Blühen will nicht enden. Nun, aͤrmes Herze, sei nicht bhang! Es blüht das fernste, tiefste Tal! Nun muß sich alles, alles wenden. Nun, armes Herz, vergiß der Quall Nun muß sich alles, alles wenden. Des Sängers FZluch. 1. Es stand in alten Zeiten ein Schloß so hoch und hehr, weit glänzt es über die Sande bis an das blaue Meer, und rings von duft'gen Gärten ein blütenreicher Kranz, drin sprangen frische Brunnen im Regenbogenglanz. 2. Dort saß ein stolzer König, an Land und Siegen reich, er saß auf seinem Throne so finster und so bleich; denn was er sinnt, ist Schrecken, und was er blickt, ist Wut, und was er spricht, ist Geißel, und was er schreibt, ist Blut. 3. Einst zog nach diesem Schlosse ein edles Sängerpaar, der ein' in goldnen Locken, der andre grau von Haar; der Alte mit der Harfe, der saß auf schmuckem Roß, es schritt ihm frisch zur Seite der blühende Genoß.