96 hungern lassen?“ und in seinem Zorn nahm er die Elle von der Wand und jagte ihn hinaus. Am andern Tage war die Reihe am zweiten Sohn, der suchte einen Platz aus, wo lauter gute Kräuter standen, und die Ziege fraß sie rein ab. Abends, als er heim wollte, fragte er: „Ziege, bist du satt?“ Die Ziege antwortete: Ich bin so satt, Ich mag kein Blatt: mäh! mäh! „So komm' nach Haus,“ sprach der Junge, zog sie heim und band sie fest „Nun,“ sagte der alte Schneider, „hat die Ziege ihr gehöriges Futter? „O,“ antwortete der Sohn, „die ist so satt, sie mag kein Blatt.“ Der Schneider wollte sich darauf nicht verlassen, ging hinab in den Stall und fragte: „Ziege, bist du auch satt?“ Die Ziege antwortete: Wovon sollt' ich satt sein? Ich sprang nur über Gräbelein Und fand kein einzig Blättelein: mäh! mäh! „Der gottlose Bösewicht!“ schrie der Schneider, „so ein frommes Thier hungern zu lassen!“ lief hinauf und schlug mit der Elle den Jungen zur Hausthür hinaus. Die Reihe kam jetzt an den dritten Sohn. Der wollte seine Sache gut machen, suchte Buschwerk mit dem schönsten Laube aus und ließ die Ziege daran fressen. Abends, als er heim wollte, fragte er: „HZiege, bist du auch satt?“ Die Ziege antwortete: Ich bin so satt, Ich mag kein Blatt: mäh! mäh! „So komm' nach Haus,“ sagte der Junge, führte sie in den Stall und band sie fest. „Nun,“ sagte der alte Schneider, „hat die Ziege ihr gehöriges Futter?“ „O,“ antwortete der Sohn, „die ist so satt, sie mag kein Blatt.“ Der Schneider traute nicht, ging hinab und fragte: „Ziege, bist du auch satt?“ Das boshafte Thier antwortete: Wovon sollt' ich satt sein? Ich sprang nur über Gräbelein Und fand kein einzig Blättelein: mäh! mäh! „O die Lügenbrut!“ rief der Schneider, „Einer so gottlos und pflicht— vergessen, wie der Andere! Ihr sollt mich nicht länger zum Narren haben!“ Und vor Zorn außer sich, sprang er hinauf und gerbte dem armen Jun— gen mit der Elle den Rücken so gewaltig, daß er zum Haus hinaussprang. Der alte Schneider war nun mit seiner Ziege allein Am andern Mor— gen ging er hinab in den Stall, liebkoste die Ziege und sprach: „Komm, mein liebes Thierlein, ich will dich selbst zur Weide führen.“ Er nahm sie am Strick und brachte sie zu grünen Hecken und unter Schafribpe und