168 so leicht bedroht! Und der alleinstehende Waldbaum, wie ist er vom zer⸗ schmetternden Blitzstrahl oder vom müchtigen Sturmwind gefährdet! Aber im Zusammenschluß, da können diese Pflanzengesellschaften Etwas aushalten. Da übernimmt eine jede Pflanze Schutz und Verantwortlichkeit für das Ganze. Wenn wir dem Bächlein, das sich dort durch das Thal hindurchwindet, nachgehen nach seinem Ursprunge zu, so wird uns unser Weg auf eine Bergwiese oder in einen Wald führen. Dort werden wir fast allemal an⸗ langen, wenn wir den Ursprung der Bäche und Flüsse aufsuchen wollten Es fällt ein heftiger Regen hernieder. Die Wiesendecke mit ihren Mil⸗ lionen Pflänzchen empfängt denselben. Während auf harter Erde das Regenwasser nach tiefern Stellen rasch abfließt, saugt die Wiese Tropfen nach Tropfen begierig ein und hält feft, was sie bekommt. Es zieht ein Gewitter einher. Die schwarzen Wolken ergießen sich brausend auf das ausgedehnte Laubdach des Waldes, das fest und sicher von mächtigen Stämmen und vielverzweigtem Geäste getragen wird. Wer hätte nicht schon ein Gewitter oder einen heftigen Regen im Walde erlebt? Nun, da suchte man, um nicht sofort gründlich gewaschen zu wer⸗ den, Schutz unter den Bäumen, welche das dichteste Blattwerk darboten. Ein Blitzstrahl ist ja unter einer Masse von Bäumen weniger zu fürchten. Man konnte lange, an den Stamm gelehnt, stehen, ehe das Regenwasser in dicken Tropfen sich durch die Blätter nach dem Boden hinunter Bahn machte. In der erstern Zeit hörte man uus üͤber sich im Laube regnen. Die dicken Tropfen, welche oft erst dann niederfielen, wenn draußen das Regnen bereits aufgehört hatte, sanken allmählich in die Walderde ein. Ohne Bäume und Laub würde der heftig niederstürzende Regen nicht so ohne Weiteres in die Erde aufgenommen werden können, sondern es würde derselbe sich bald Bahn hinab zum Thale gebrochen haben. Man sehe nur zu, wie es der Gewitterregen auf kahlen Berghöhen anfängt. In den aus— gehöhlten Wegen und den sumpfigen Abhängen fließt er trübe, Erde und Steine mit sich fortreißend, zur Tiefe des Thales, Wiesen mit Schutt überdeckend, Mühlen, Fabriken und Dörfer bedrohend. Nicht so ist es dort, wo die Bergseiten und Kammhöhen bewaldet sind. Da halten die Wurzeln der Bäume den Boden fest, und in diesen weichen Boden sickert langsam das Wasser ein, welches die Blattkronen der Bäume empfingen. Auf kahlen Bergen gibt es keine Quellen; nur auf Waldwiesen und in Bergwäldern sprudeln sie hervor. Denn ein wie großes Maß von Wasser auch Wiese und Wald zu fassen vermögen, endlich wird doch einmal der Boden so getränkt, daß er seinen Ueberfluß abgeben muß. Da bilden sich dann die Quellen. Besonders lustig springen diese im Frühjahr hervor, wenn mildere Regen häufiger fallen und der Schnee auf dem Gebirge zu schmelzen beginnt. Wir können also Wiese und Wald mit ihren genossenschaftlichen Pflau⸗ zenwelten als die Quellenbildner ansehen.