— 22 — gegangen ist. Durch Eiweißstoffe angelockt, die bei der Verletzung und dem Balterienzerfall frei geworden sind, kommen jetzt die weißen Blutkörperchen, die Heinzelmännchen des Organismus, her⸗ bei. Erst einige, dann in Massen. Der Körper hilft sie selbst transpor⸗ tieren. Die haarfeinen AÄderchen und Gefäße erweitern sich, die verletzte Stelle wird stärker von Blut durchströmt, sie fühlt sich wär⸗ mer an. Aus diesen erweiterten Haargefäßen wandern die weißen Blutkörperchen in Massen hinaus an den Ort der Verletzung. Gleich⸗ zeitig tritt aus den erweiterten Gefäßen Blutwasser, Serum, in das verletzte Gewebe, daher Schmerz und Schwellung an der geröte— ten, sich warm anfühlenden Stelle. Das Ganze nennt man „Ent⸗ zündung“. In Scharen wandern die weißen Blutkörperchen direkt gegen den Feind. Zuerst kreisen sie die Balterien ein und bilden aus eigenen Leibern eine Schutzkette, die durch neu zuströmende Zellen immer dichter, zu einem festen Wall wird. So ist der Kriegs— schauplatz von dem übrigen Körper getrennt. Von den Feinden kann niemand durch, in das Innere. Und nun werfen sie sich dem Feind entgegen. Sie suchen ihn zu umschlingen. Zuweilen gelingt es auch. Ofter noch geht das Blutkörperchen darüber zugrunde. In ihrer Todesangst vermehren sich die Balterien ins Ungemessene. Der Feinde werden immer mehr, immer größer die Armeen. Standhaft widersteht der Feind. Wohl wird er geschwächt, aber der Sieg ist zweifelhaft, weil der Feind an Zahl so rasend sich ver⸗ mehrt. Und jetzt — der törichte Mensch rieb an seiner entzündeten Stelle — jetzt ist es einigen Balterien gelungen den Wall von weißen Blutkörperchen zu überschreiten. Sie sind durchgequetscht. Freilich geraten diese Baklterien vom Regen in die Traufe. Denn sie werden in eine sogenannte Lymphdrüse transportiert. Da sind sie in der Falle. Denn diese Lymphdrüse ist eine Fabrik von weißen Blutkörperchen. Hier wiederholt sich nun dasselbe Spiel. Massenhaft werden weiße Blutkörperchen gebildet. Die Drüse schwillt an, entzündet sich. Jedermann kennt ja die kleine schmerz⸗ hafte Geschwulst in der Achselhöhle nach Verletzungen von Arm und Hand. Das ist eine Lymphdrüse, die mit den Bakterien fertig werden will. Und hier wird das arme Baklterium, das ohnehin von dem Kampf in der Wunde noch angegriffen war, vollends niedergemacht. Sollte das unverständige Menschenkind etwa ver— suchen diese Drüse durch Massieren zum Schwinden zu bringen — es passiert ja leider Gottes so etwas alle Tage — dann gelingt