118 — die Schäferhütten waren damals noch nicht so gut verwahrt wie jetzt, sondern an den Seiten offen — da schlich der Bauer herzu und hatte seine Zeit so wohl wahrgenommen, daß er zugleich mit dem ersten Anschlagen des Schäferhundes den Schäfer durch und durch stach. Das dermann nur den Bauer im Verdacht dieser heimtückischen Mord— thas haben werde, dachte sich dieser leicht selbst, aber er dachte auch: „J. dollt mich wohl nicht fangen,“ und so ging er herüber in das Heh wohrmn er nur ein paar Schritte hatte. Acht Tage lang hielt n eemem Drfchen des Süllingswaldes verborgen, aber die Kattunrn! leß ihn nicht länger rasten. Er mußte hinaus, obwohl er niß vweotte, warum und wohin. Also wandelte der Mörder einsam dahin einsamen Waldpfaden des Süllingswaldes und erschrak. wenn itter rauschten und der Wind die Wipfel der Bäume schüt⸗ Hwenn ein Rabe schrie, so dünkte ihn, er höre die Toten— bi eeg ueichte krächzen und ihm zurufen: „Aufs Rad! aufs Rade ad dach war er der menschlichen Gerechtigkeit entgangen; denn wer »* uin Hessen und zumal hier im tiefen Walde suchen? Wovor fürchtete er sich denn? — Da tönt der Schall eines Jägerhorns slaut und gellend ihm ins Ohr, und noch ein Horn wird laut, und not eine und ein viertes und ein fünftes, und um ihn herum erhebt sich e schallendes Rufen und Hetzen und Bellen der Hunde; und es dünt? Wörder, es wären die Posaunen und das Rufen des jüngsten Gerich?es. Dich wollen sie fangen, denkt er, und rennt wie verzweifelt und bon Sinnen in den Wald hinein, dem Gerichte entgegen, dem er entlausn will. Denn es bricht aus dem Dickicht, von den Hunden ver— sols“ ein mächtiges, hauendes Wildschwein und rennt gerade auf den Mörbe los. Er will ausweichen, aber er kann nicht; die Füße sind ihm »e in den LVoden gewachsen, gleich den Wurzeln der Buchbäume umhe Das Schwein stürzt sich auf ihn und zerfleischt ihn gräßli. So findet ihn der Landgraf Philipp, welcher eben hier eine Jagd hielt und dicht hinter der Sau her war, schon dem Tode nahe am Boden liegen, läßt ihn aufheben, verbinden und nach Hersfeld bringen. Dort gestand er. was er gethan, und bekannte, daß Gott der Herr selbst, nachdem er den Menschen entflohen, über ihn ein schreckliches, aber gerechtes Gericht gehalten habe; als das Schwein auf ihn los— geranut sei, habe er den ermordeten Schäfer leibhaftig mit zornigem Gesicht und bewehrt und gewappnet wie einen reisigen Mann auf sich losstürzen sehen. Des andern Tages starb er. „Unseres Herrgotts Hand ist gar lang“ — das waren seine letzten Worte.