163 126. Der Brunnen des Verderbens. Frledrieh Rüekert. Es ging ein Mann im Syrerland, sah er ein Zweiglein, welches niekte führt' ein Kamel am Halfterband. vom Brombeerstraueh mit reifen Beren; Das Tier mit grimmigen Gebärden da Konnt' er doeh der Lust nicht welren: urplötzlich anfing scheu zu werden er sah nicht des Kameles Vut und that so ganz entsetzlieh sehnaufen, und nieht den Drachen in der Flut der Führer vor ihm mulst' entlaufen. und nicht der Maäuse Tuckespiel, Er lief, und einen Brunnen sah als ihm die Beer' ins Auge fiel. von ungefähr am Weg er da. Er liess das Tieèr von oben rauschen Das Vier hört' er im Rucken schnauben, und unter sich den Drachen lauschen das mulst' Ihm die Besinnung rauben. und neben sich die Mäuse nagen, Er in den Schacht des Brunnens kroch; griff nach den Beerlein mit Behagen; or stũrzte nieht, er schwebte noch. sie deuchten ihm zu essen gut, Gewachsen war ein Brombeerstrauch als Beer' auf Beerlein wohlgemut, aus des geborst'nen Brunnens Bauch; und durch die Sũussigkeit ĩim Essen daran der Mann sich fest that klammern war alle seine Fureht vergessen. und seinen Zustand drauf bejammern. Er blickte in die Höh' und sah Du fragst: Wer ist der thöricht' Mann, dort das Kamelhaupt furehtbar nab, der so der Furceht vergessen kann? das ihn wollt' oben fassen wieder. So wiss', o Freund, der Mann bist du! Dann blickt er in den Brunnen nieder; Vernimm die Deutung auech dazu: da sah am Grund er einen Drachen Es ist der Drach' im Brunnengrund aufgihnen mit entsperrtem Rachen, des Todes aufgesperrter Schlund; der drunten ihn verschlingen wollte, und das Kamel, das oben droht, wenn er hinunterfallen sollte. es ist des Lebens Angst und Not. So schwebend in der beiden Nitte, Du bist's, der zwischen Tod und Leben da sah der Arme noch das dritte: am grünen Strauch der Welt muls wo in die Mauerspalte ging schweben. des Strüuchleins Wurzel, dran er hing, Die beiden, so die Wurzel nagen, da sah er still ein Mausepaar; dich samt den Zweigen, die dich tragen, schwarz eine, weiss die andre war. zu liefern in des Todes Macht, Er sah die sehwarze mit der weissen die Mäuse heilsen Tag und Nacht. abwechselud an der Wurzel beisson. Es nagt die sehwarze, wohl verborgen, Sie nagten, zausten, gruben, wühlten, vom Abend heimlich bis zum Morgen; die Erd' ab von der Wurzel spülten; es nagt vom Morgen bis zum Abend und wie sie rieselud niederrann, die weisse wurzeluntergrabend. der Drach' im Grund auf blickte dann, Und zwischen diesem Graus und Wust zu sehn, wie bald mit seiner Burde lockt dich die Beere Sinnenlust, der Strauch entwurzelt fallen würde. dass du das Lasttier Lebensnot, Der Mann in Angst und Fureht und Not, dass du im Grund den Drachen Tod, umstellt, umlagert und umdroht, dass du die Miuse Tag und Nacht im Stand des ja mmerhaften Schwebens, vergissest und auf niehts hast acht. sal sieh nach Rettung um vergebens. als dass du recht viel Beerlein haschest, Und da er also um sieh blickte. aus Grabes Brunnenritzen naschest.