183 füllen die Puppenbälge, werden beim Verpacken von Flaschen und Eis, beim Reinigen der Metalle und endlich beim Räuchern von Fleisch und Fischen benutzt. Glasscherben und zerbtochene Flaschen kommen wieder in die Glashütte, werden von neuem geschmolzen und zu Geschirren geformt. Nagelstückchen und alte Stahlschnitzel aus Nadelfabriken geben den Stoff zu den besten Büchsenläufen, und alte Blechgeschirre und Eisenstücke kehren zu den Schmelzhütten zurück. Es ist sogar möglich, daß die Tinte, mit der wir schreiben, früher ein Teil eines eisernen Faßreifens war. Die beste Buchdruckerschwärze, welche Kupferstiche oder Buchstaben schwärzt, wird aus verbrannten Weinkernen und Trauben— hülsen hergestellt. Abschnitzel von verzinntem Eisenblech werden wieder in Zinn und Eisen zerleg Alle Metallabfälle lassen sich verwerten. In neuester Zeit haben sicn Vereine gebildet, welche sich die Abfälle aller Art, Gigarrenabschnitte, Karten, Kapseln von Weinflaschen u. s. wm. aus den Haushaltungen erbitten und durch deren Verkauf die Mitten z3u allerlei wohlthätigen Zwecken beschaffen. — So vermag der Gewerbsleiß aus Dingen, welche scheinbar zu nichts mehr nütze sind, durch abermalige Verarbeitung oft die wertvollsten Gegenstände herzu— stellen. Es gibt kaum einen Abfall, der nicht in irgend einer Weise verwandt werden könnte, und wo es noch nicht geschieht, muß man darauf sinnen, eine Verwendung ausfindig zu machen. In einem guten Haushalte wie in einer guten Werkstatt darf nichts verloren gehen. Wer geringe Dinge wenig acht't, sich um geringere Mühe macht. Wer den Pfennig nicht ehrt, ist des Thalers nicht wert. 152. Die Mässigkeit. Nach Dr. Axel VWinekler. Vor vierhundert Jahren lebte zu Padua ein Edelmann, aus Venedig gebürti mit Namen Ludwig Cornaro. Er war von sehr vornehmer LFamilieé: vier seiner Vorfahren waren Dogen der Republik Venedig gewesen, und seine Tante, Katharina Cornaro, war Königin von Oypern. Er hatte Geld im Uberfluss, besals Schlõösser und Landgũter, war lustig und guter Dinge und wollte sein Leben geniessen. So lebte er denn alle Tage herrlich und in Freuden, wie der reiche Mann im Evangelium; er fehlte auf keinem PFeste, auf keinem Trinkgelage und ass und trank über die Massen, weil es ihm gar so gut schmeckte. Das ging so Tag für Tag, bis unser Cornaro 35 Jahre alt war — da wurde er krank. Er bekam die Gicht, Magen- schmerzen, Seitenstechen, und trotz aller angewendeten Arzneien