379 „Ihr habt mein Volk verführet, verlockt ihr nun mein Weib?“ Der König schreit es wütend, er bebt am ganzen Leib; er wirft sein Schwert, das blitzend des Jůnglings Brust durchdringt, draus statt der gold'nen Lieder ein Blutstrahl hoch aufspringt. O. Und wie vom Sturm zerstoben ist all der Hörer Schwarm. Der Jüngling hat verröchelt in seines Meisters Arm, — der schlägt um ihn den Mantel und setzt ihn auf das Roß, er bind't ihn aufrecht feste, verläßt mit ihm das Schloß. Doch vor dem hohen Thore da hält der Sängergreis, da faßt er seine Harfe, sie, aller Harfen Preis, — an einer Marmorsäule, da hat er sie zerschellt; dann ruft er, daß es schaurig durch Schloß und Gärten gellt: 2. „Weh euch, ihr stolzen Hallen! Nie töne süßer Klang durch eure Räume wieder, nie Saite, noch Gesang, nein, Seufzer nur und Stöhnen und scheuer Sklavenschritt, bis euch zu Schutt und Moder der Rachegeist zertritt! 15. Weh euch, ihr duft'gen Gärten im holden Maienlicht! Euch zeig' ich dieses Toten entstelltes Angesicht, daß ihr darob verdorret, daß jeder Quell versiegt, daß ihr in künft'gen Tagen versteint, verödet liegt. Weh dir, verruchter Mörder, du Fluch des Sängertums! Umsonst sei all dein Ringen nach Kränzen blut'gen Ruhms, — dein Name sei vergessen, in ew'ge Nacht getaucht, sei, wie ein letztes Röcheln, in leere Cuft verhaucht!“ 5. Der Alte hat's gerufen, der Himmel hat's gehört, die Mauern liegen nieder, die Hallen sind zerstört; noch eine hohe Säule zeugt von verschwundner Pracht, auch diese, schon geborsten, kann stürzen über VNacht. 6. Und rings, statt duftger Gärten, ein ödes Heideland, — kein Baum verstreuet Schatten, kein Quell durchdringt den Sand; des Königs Namen meldet kein Lied, kein Heldenbuch, — versunken und vergessen, — das ist des Sängers Fluch.