stillstand; allein Napoleon antwortete, den verlangten Waffenstillstand könne er er erst dann bewilligen, wenn er die Früchte seines Sieges ein⸗ gesammelt habe. Er schrieb sofort eine Kontribution von 159 Millionen Francs aus, wovon auf Weimar 2 Millionen kamen. Am 15. Okllober zog Napoleon in Weimar ein, wo ihm die stark⸗ mütige, edle Herzogin Luise mit Worten sanfter Bitte für Stadt und Land und für ihren Gemahl entgegentrat; und in der That besänftigte sie den Sieger soweit, daß er dem Herzoge Karl August sein Land zu lassen versprach, wofern er das preußische Heer verließe und seine Truppen zurückzöge. Sie wurde dadurch der Schutzengel der hart bedrängten Sladt und bewies in jenen verhängnisvollen Tagen einen seltenen Mut. Mit Recht sagte daher ein Geschichtsschreiber: „Die Königin von Preußen und die Herzogin von Weimar sind zwei der hervorragendsten Gestalten in der deutschen Geschichte, welche dem ersten Manne seiner Zeit ent⸗ gegenzutreten wagten und von ihm, eben dieses Mutes wegen, bewun— dert wurden.“ Brãunlich. 186. Das Vaterland seufzt unter dem Drucke des Tyrannen. Nach der Schlacht bei Jena u n große Leidenszeit für unser geliebtes Vaterland. Viele der preußischen Anführer waren in solchen Kleinmut verfallen, daß sie sich nicht schämten, das Schimpflichste ein— zugehen. Feiglinge und Verräter übergaben dem Feinde die Festungen. Nuͤr Blücher wehrte sich wie ein braver Mann. Bis Lübeck wurde er verfolgt; aber hier beschloß er auszuharren, bis er weder Pulver, noch Blei, noch Lebensmittel für Menschen und Vieh mehr hätte. Und er hielt ritterlich Wort. Am 27. Oktober zog Napoleon schon in Berlin n. Der König und seine edle Gemahlin Luise waren nach Königsberg geflohen. In Berlin ließ Napoleon die Kassen leeren und alles, was hm gefiel, einpacken und nach Paris bringen. Zu dieser Zeit lag die eble Konigin Luise am Nervenfieber danieder, und was sie gelitten, ver⸗ mag niemand zu erzählen. Aber sie duldete wie eine Christin mit frommer Ergebung und hatte den festen Glauben, daß Gott dem Menschen nicht mehr Leiden zuschicke, als er tragen könne. Am . und 8. Februar 1807 standen die Heere bei Preußisch— Ey lau einander gegenüber, und hier wurde eine der blutigsten Schlachten geliefert. Über den frischen Schnee lief das Blut in Strömen. Die Russen und Preußen fochten so tapfer, daß Napoleon nicht weiter vor— driugen konnie. Äber die Kraft war auf beiden Seiten so erschöpft, daß die Waffen 4 Monate ruhten. Danach kam es zur Schlacht bei Preußisch— Friedland. Neunzehn Stunden hatte man gekämpft; da loderte Fried— land in Flammen, und die Franzosen blieben Sieger. Alles hatte der König von Preußen verloren; fast nichts von seinem Lande konnte er fein nennen. Nur einige Festungen verteidigten sich brav. Als die Franzosen dem Kommandanten von Graudenz, Courbiore, sagen ließen, er solle die Festung übergeben, denn der König von Preußen sei geflüchtet und habe kein Land mehr, antwortete der brave Mann: „Nun, so will ich versuchen, wie lange ich König von Graudenz sein kann!“ Graudenz irde nicht erobert, ebenso wenig Pillau und Kolberg, auch Glatz und 222