80 100. Der Fuchs. Bald aber nahet Frost und Sturm und scheu verbirgt sich Mensch und Wurm; das Körnlein kann ihm nicht entgeh'n, es muß im Wind und Wetter steh'n. Doch schadet ihm kein Leid noch Weh; der Himmel deckt mit weißem Schnee der Erde Kindlein freundlich zu; dann schlummert es in stiller Ruh. Bald flieht des Winters trübe Nacht; die Lerche singt; das Korn er— wacht. Der Lenz heißt Bäum' und Wiesen blüh'n und schmückt das Tal mit frischem Grün. Voll krauser Ähren, schlank und schön, muß nun die Halmensaat ersteh'n und wie ein grünes, stilles Meer im Winde wogt sie hin und her. Dann schaut vom hohen Himmelszelt die Sonne auf das Ährenfeld; die Erde ruht im stillen Glanz, geschmückt mit goldnem Erntekranz. Die Ernte naht; die Sichel klingt; die Garbe rauscht. Gen Himmel dringt der Freude lauter Jubelsang, des Herzens stiller Preis und Dank. 100. Der Fuchs. Nach Raff. Ich, Meister Fuchs, bin so groß wie ein mittelmäßiger Schäferhund. Auch sehe ich diesem Hunde fast ganz ähnlich, habe rotgelbe Haare — doch gibt es auch graue, weiße und schwarze Füchse — und habe einen langen, zottigen Schwanz. Ich wohne in Höhlen unter der Erde, fresse Hühner und Tauben, Gänse und Enten, und was ich sonst noch von Geflügel erwischen kann; auch Hasen und Kaninchen, Eier und Käse, Milch und Butter lasse ich mir schmecken. Habe ich aber alle diese guten Bissen nicht, so nehme ich auch mit Ratten und Mäusen, Schlangen und Eidechsen und Kröten vorlieb. Ach, und wie gerne fresse ich erst Honig und Weintrauben! Den Honig raube ich ebensowohl den Bienen als auch den Wespen und Hummeln und achte gar nicht darauf, wenn sie mich auch gleich ganz jämmerlich zerstechen. Ich schlage meine Wohnung gern nahe bei Dörfern und Bauern— höfen auf, damit ich schon von ferne die Hühner gackern, die Hähne krähen, die Gänse schnattern und das übrige Geflügel schreien hören kann. Nur nachts gehe ich gewöhnlich auf das Rauben und Morden aus. Dabei verfahre ich so: Erst mache ich mich mit den nahen Dörfern, Meierhöfen und abgelegenen Häusern genau bekannt. Sodann spüre ich das Federvieh darin aus. Nun untersuche ich die Mauern und Hecken, wo ich am leichtesten durchkriechen oder über welche ich wegspringen kann. Jetzt schleiche ich ganz langsam an den Ort meiner Bestimmung, setze über Zäune und Mauern oder krieche und grabe mich unter denselben durch. Und endlich breche ich in die Bauernhöfe em und erwürge alles, was mir vorkommt. Ach, wie geht es da über die dummen Gänse und die armen Hühner her! Auf dem freien Felde aber überfalle ich