14. König Friedrich und sein Nachbar. 107 doch eh' Ihr mögt erlangen, daß Recht es heiße hier, muß ich zuvor erst hangen vor dieser Rathausthür." Des Königs Adern schwellen, es bebt der ganze Kreis; doch faßt sich auf der Stelle der Herr, und spricht fast leis': „Der für das Recht gesprochen, der soll mir hangen nicht; Eu'r Recht wird nicht gebrochen, bleibt ihr bei eurer Pflicht!" Landfermann. 14. König Friedrich und sein Nachbar. Der König Friedrich der Große hatte acht Stunden von Berlin ein schönes Lustschloß und war gern darin, wenn nur nicht ganz nahe dabei eine unruhige Windmühle gewesen wäre. Denn erstlich stehen ein königliches Schloß und eine Mühle nicht gut neben einander, obgleich das Weißbrot auch in dem Schlosse nicht übel schmeckt, wenn die Mühle fein gemahlen und der Ofen wohl gebacken hat. Außerdem aber, wenn der König in seinen besten Gedanken war und nicht an den Nachbar dachte, auf ein¬ mal ließ der Müller seine Mühle klappern und dachte auch nicht an den Herrn Nachbar, und die Gedanken des Königs störten zwar das Räderwerk der Mühle nicht, aber manchmal das Klapperwerk der Räder die Gedanken des Königs. Darum ließ er eines Tages den Müller zu sich kommen. „Ihr begreift,“ sagte er zu ihm, „daß wir zwei nicht neben einander bestehen können. Einer muß weichen. Was gebt Ihr mir für mein Schlößlein?“ Ihr es, königlicher Herr „Wunderlicher Mensch, so i, „c, i,,. mein Schloß kaufen könnt. Eure Mühle?“ Der Müller erwiderte: Der Müller sagte: „Wie hoch haltet Nachbar?“ Der König erwiderte ihm: viel Geld habt Ihr nicht, daß Ihr Wie hoch haltet Ihr „Gnädigster Herr, so habt Ihr auch nicht so viel Geld, daß Ihr mir meine Mühle abkaufen könnt. Sie ist mir nicht feil.“ Der König that zwar ein Gebot, auch das zweite und dritte; aber der Nachbar blieb bei seiner Rede: „Sie ist mir nicht feil. Wie ich darin geboren bin, so will ich darin sterben, und wie sie mir von meinem Vater erhalten worden ist, sollen sie meine Nachkommen von mir erhalten und auf ihr den Segen ihrer Vorfahren ererben.“ Da nahm der König eine ernsthaftere Sprache an. „Wißt Ihr auch, guter Mann, daß ich gar nicht nötig habe, viele Worte zu machen? Ich lasse Eure Mühle taxieren und breche sie ab. Nehmt alsdann das Geld oder nicht!“ Da lächelte der uner¬ schrockene Müller und erwiderte dem Könige: „Gut gesagt, aller¬ gnädigster Herr, wenn nur das Kammergericht zu Berlin nicht wäre!“ — Der Müller wußte, daß dies Gericht sein gutes Recht schützen werde. Der König war ein gerechter Herr und konnte überaus gnädig sein. Er ließ von dieser Zeit an den Müller un¬ angefochten und unterhielt mit ihm eine friedliche Nachbarschaft. Die Windmühle aber steht noch heute dicht beim königlichen Schlosse. Hel-ei. WWW TLsJZZr&x * i •