Des Ordens letzter Ritter. 43 2. Wackere Verteidigung. Mittlerweile nahte der Polenlönig, und wie eine Gewitterwolke zog sich seine Streitmacht von allen Seiten um die Burg zusammen. Bald erdröhnten ihre Mauern von den Wurfsteinen, und fast täglich stürmten die Belagerer auf sie ein. Doch vergebens. Die Besatzung, durch Wort und Beispiel ihres kühnen Führers angefeuert, hielt wacker stand. Ja oft stürmten sie aus der Burg gegen die Feinde hervor und verbreiteten Tod und Schrecken im polnischen Lager. Schon wochenlang dauerte die Belagerung, und noch hatte Jagal auch nicht einen einzigen Stein der Feste gewonnen. 3. Der Feind zieht ab. Wenn auch die Belagerten in der Burg manche Not litten, so erging es auch den Polen nicht besser: Mangel an Lebensmitteln und Futter, schlechte Nahrung, drückende Sonnenhitze, Er¬ schöpfung in täglichen Kämpfen erzeugten pestartige Krankheiten. Viele starben an der Ruhr. Es entstand Unzufriedenheit und Niedergeschlagenheit im polnischen Lager, und heimlich verließen einzelne Scharen das Polenheer. Da mußte Jagal, nachdem die Belagerung acht Wochen gedauert hatte, sich zum Rückzüge entschließen. Die Marienburg war gerettet, an ihren Mauern Jagals Macht gebrochen. (Vergl. S. 13.) n-ui, s. öoigt. 7. Des Ordens letzter Ritter. Infolge der lügnerischen Beschuldigungen seiner Feinde wurde Heinrich von Plauen, der nach der Rettung der Marienburg zum Hochmeister ge¬ wählt worden war, seines Amtes entsetzt und später in Gefangenschaft ge¬ halten. So mußte er, der Held der Marienburg, der streitbare Hochmeister des deutschen Ritterordens, noch viele, viele Jahre als ein armer Gefangener sein Leben zubringen. Von dem, was außen geschah, drangen wohl hin und wieder Nachrichten in sein ärmliches Gemach. Aber erfreulich waren sie nicht. Denn sie erzählten von immer neuer Schmach und von neuen Nieder¬ lagen des Ordens, der seinem Untergange entgegenging. Das schmerzte ihn tief; denn er liebte den Orden. Sein sehnlichster Wunsch war, daß das Preußenland mächtig dastehen möchte gegen die andrängenden Polen. Mit schnödestem Undank war ihm gelohnt worden; aber keine Klage kam über seine Lippen. Aufrichtig betete er zu Gott, daß er um der deutschen Sache willen denen beistehen möchte, die ihn selbst aufs schwerste verletzt und gekränkt hatten. Sein Los wurde immer trauriger. Körperliche Gebrechen beschwerten ihn. Die notwendigsten Lebensmittel wurden ihm nur dürftig und widerwillig gereicht. Er schrieb an den Hochmeister, daß man ihm Wein und Fleisch fortgenommen habe und daß man ihm genügende Kleidung versage. Der Hochmeister schickte ihm Mantel und Rock.