271 — 201. Segen der Trübsal. Goethe.) Wer nie sein Brot mit Thränen aß, wer nie die kummervollen Nächte auf seinem Bette weinend saß, der kennt euch nicht, ihr himmlischen Mächte. 202. Wandrers Nachtlied. Goethe.) Der du von dem Himmel bist, alles Leid und Schmerzen stillest, den, der doppelt elend ist, doppelt mit Erquickung fullest, ach! ich bin des Treibens müde! Was soll all der Schmerz und Lust? Süßer Friede, komm, ach komm in meine Brust! Ein Gleiches. Goethe.) Über allen Gipfeln ist Ruh, in allen Wipfeln spürest du kaum einen Hauch; die Vögelein schweigen im Walde. Warte nur, balde ruhest du auch. 10 15 203. Die Feuersbrunst. Schiller. — Aus dem Liede von der Glocke.) Wohlthätig ist des Feuers Macht, wenn sie der Mensch bezähmt, bewacht, und was er bildet, was er schafft, das dankt er dieser Himmelskraft doch furchtbar wird die Himmelskraft, wenn sie der Fessel sich entrafft, einhertritt auf der eignen Spur, die freie Tochter der Natur. Wehe, wenn sie losgelassen, wachsend ohne Widerstand, durch die volkbelebten Gassen wälzt den ungeheuren Brand! Denn die Elemente hassen das Gebild der Menschenhand. Aus der Wolke quillt der Segen, strömt der Regen — aus der Wolke, ohne Wahl, zuckt der Strahl. Hört ihr's wimmern hoch vom Turm? Das ist Sturm! Rot wie Blut ist der Himmel. Das ist nicht des Tages Glut! Welch' Getümmel Straßen auf! Dampf wallt auf! Flackernd steigt die Feuersäule, durch der Straßen lange Zeile wächst es fort mit Windeseile; kochend, wie aus Ofens Rachen, glüh'n die Lüfte, Balken krachen, Pfosten stürzen, Fenster klirren, Kinder jammern, Mütter irren, Tiere wimmern unter Trümmern; alles rennet, rettet, flüchtet, taghell ist die Nacht gelichtet; durch der Hände lange Kette um die Wette fliegt der Eimer; hoch im Bogen spritzen Quellen Wasserwogen. Heulend kommt der Sturm geflogen, der die Flamme brausend sucht; prasselnd in die dürre Frucht fällt sie, in des Speichers Räume, in der Sparren dürre Bäume, und als wollte sie im Wehen 20 25 30 35