299 —cSt Geschenk an Gelde gab und noch versprach, ebensoviel an Saatkorn der Jerunglückten Gemeinde zu schicken. Ja sie konnten in ihrer dansbaren Ruhrung sieh nicht enthalten, vahrend des Frühetücks inrem VWonnn es zu gestehen, wie seine Mildthätigkeit ihnen um so mehr unerwartet gewesen sei, da sie ihn, wegen des vorhbin um eine Kleinigkeit dem Knecht gege- benen Verweises, für sehr genau gehalten hatten. „Lieben Freunde,“ war seine Antwort, „eben dadureh, dals ich das Meinige jederzeit zu Rate hielt, kam ieh in den glücklichen Zustand, vohlthatig sein zu Können.“ Wie mancher schämt sieh der Sparsamkeit, der bloss des Geizes sieh zu schämen glaubt! Und wie mancher schämt 10 sich der Wohblthätigkeit, weil er sie falschlich für Verschwendung hält! 5 229. Bescheidene Ehrlichkeit. Haubreeht.) „Es ist die Ehrlichkeit eine gar seltene Pflanze.“ So sagt man hãaufig und meint damit, es gebe wenig Ehrliche, und die es seien, die wollten 15 damit gross thun oder etwas erlangen. So mag's im Handel und Wandel oft sein; aber der Handel ist nun auch einmal kein ganz heller Bach. WVillst du Ehrlichkeit finden, dann geh ins Volk hinein, ins gute, stille Ohristenvolk, da Kommt sie lauter und rein, ohne Rumor und Gleisnerei aus dem guten Schatze des Herzens, in dem der Herr Wohnung hat. Das 20 lehrt uns folgendes Beispiel von Ehrlichkeit. Es lebte in Haingründau, einem Dörfehen unweit Bũudingen, seit Jahren ein katholischer Leinwebergesello, aus dem Auslande geburtig. Der Leinweber gehörte zu den stillon, begnugsamen Naturen, denen es üüberall wohl ist, vo sie ihr Stück Brot haben und in ihrem Glauben nicht 25 gestört werden. Viele Jahre hatte er schon bei einem Meister gearbeitet und war im Orte heimisch geworden, also dals ihn alt und jung lieb hatte. Wer in augenblicklicher Not war, der ging zu dem MWeber— sesellen, denn er hatte beständig Geld ubrig, weil er sehr sparsam war; aueh half er gern. Im MWinter 1842 starb doer Leinwebergeselle nach kurzer Krankheit in dem Hause seines Meiĩsters, und auf die Anzeige erschien das Gerieht, um seine Verlassenschaft zu versiegeln. In seiner Stube und Misehen seinen wenigen Habseligkeiten fand man einzelne kleine Summen beldes. „Das ist nicht alles, vas der Leinweber an Geld gehabt hat,“ ssagte der Bürgermeister zu dem Assessor, der das Inventar aufstellte, „ieh 35 weiss, dass der Verstorbene diesem und jenem aus der Not geholfen hat; Ner aber die Schuldner sind, kann ieh nicht sagen. Wenn's Ihnen recht ist, so lasse ich dureh die Schelle im Orte bekannt machen, wer dem verstorbenen Leinweber etwas schuldig sei, der solle sich melden.“ Der EHerr Assessor, dem in seiner Praxis vobl ehon manehe Uneheteit vor- 40 gekommen war, sah den Bürgermeister kopfschüttelnd an und sprach: „Es kann nieht schaden, aber helfen wird es aueh nientl Schweigend ging der Bürgermeister weg, um dem Ortsdiener den Betebl zu geben, und bald hörte man durch das Venster den Ruf: „Wer dem verstorbenen Leinweber was schuldig ist, der soll sich sogleich melden; das Landgericht ist dal Es waren seitdem keine zehn Minuten vergangen, so kam eine Frau und