143 ihrem Todtenbette, und ieh habe nieht gefunden, daß einer, ein einziger von allen in dieser Stunde sieh über seine Armut und über die Noth seines Lebens beklagte. Alle dankten Gott für die tausend Proben seiner Vater-— gute. die sie in ihrem Leben genossen hatten. 94. Eine Frage. Gebel. — Ju alemannischer Mundart.) Sag, weisch denn selber au, du liebi Seel, was s Wienechtchindli isch, und hesch's bi— denkt? Denk wol, i sag der's, und i freu mi druf. O, s isch en Engel usem Paradies, mit sanften Augen und mit zartem Herz. Vom reine Himmel abe het en Gott de Chindlene zum Trost und Sege gschickt. Er hüetet sie am Bettli Tag und Nacht; er deckt sie mittem weiche Fegge zu. Und weiht er sie mit reinem Othem a, wird's Augli hell und 's Backli rund und roth. Er treit sie uf de Hände in der G'fohr, günnt Blüemli für sie uf der grüene Flur. Und stoht im Schnee und Rege d'Wienecht do, se henkt er still im Wienechtchindli⸗Baum e schöne Früehlig in der Stuben uf, und lächlet still, und het si süeßi Freud, und Muetterliebi heißt si schöne Name. Jo, liebi Seel, und gang vo Huus zu Huus, sag , Guete Tag“ und „B'hüetich Gott“ und lueg! Der Wienechtchindli⸗Baum verrothet bald, wie alli Müetter sin im ganze Dorf. Do hangte Baum, nei lueg me doch und lueg! In alle Näste nüt as Zuckerbrod, s isch nit viel nutz Di het e närschi Freud an ihrem Büebli, will em alles süeß und liebli mache, thuet em, was es will. Gib acht, gib acht, es chunnt e mol e Zyt, se schlacht sie dHänd noz semmen überm Chopf, und seit: „Du gottlos Chind, isch das mi Danuk!“ Jo weger, Müetterli, das isch di Dank! Jez do sieht's anderst dri ins Nochbers Huus. Scharmanti bruuni Bire, welschi Nuß und menge rothen Opfel ab der Hurt, e Gufebüchsli, doch wil's Gott der Her le Gufe drin. Vom zarte Bese⸗Rys e goldig Rüetli schlank und nagelneu! Lueg, so ne Muetter bet ihr Chindli lieb; 94. Eine Frage. (Nach Hebel. — In hochdeutscher Uebersetzung.) Sag, hast du wohl bedacht, du liebe Seel, und weißt du, was dasWeihnachtskindlein ist? Ich will dir's sagen, und ich freu mich drauf. Es ist ein Engel aus dem Paradies mit sanften Augen und mit zartem Herzen. Aus seinem reinen Himmel hat ihn Gott den Kindern hergeschickt zum Trost und Segen Er hütet sie am Bettchen Tag und Nacht; er deckt sie mit dem weichen Flügel zu. Und weht er sie mit reinem Odem an, wird hell ihr Aug', ihr Bäckchen rund und roth Er trägt sie in Gefahr auf seinen Händen, läßt Blumen für sie wachsen auf der Flur. Und kommt die Weihnacht dann in Schnee und Regen, dann hängt er einen schönen Frühling leise im Weihnachtsbaum in Stub' und Kammer auf und lächelt still und hat so süße Freud', und Mutterliebe heißt sein schöner Name. Ja, liebe Seel', und geh von Haus zu Haus sag „Guten Tag“ und „Grüß Euch Gott“ und sieh! Die Weihnachtsbänme werden bald verrathen, wie alle Mütter sind im ganzen Dorf. Da steht ein Baum, nein, schau doch hin, o schau: In allen Zweigen nichts als Zuckerwerk! Das taugt nicht viel. Die hat gar närr'sche Freud an ihrem Kindchen, will ihm alles süß und lieblich machen, thut ihm, was es will. Gib acht, gib acht, es kommt einmal die Zeit, sie schlägt die Hände überm Kopf zusammen und sagt: ,Du gottlosKind, ist das mein Dank? Ja wahrlich, Mütterchen, das ist dein Dank! Da sieht es anders aus im Nachbarhaus Scharmante braune Birnen, welsche Nüß' und mancher blanke rothe Winterapfel. Ein Nadelbüchschen, doch es sind, wie's scheint nicht Nadeln drin. Vom zarten Birkenreis vergoldet, eine Ruthe, schlank und nagelneu! Sieh, solche Mutter hat ihr Kindchen lieb;