174. Dr. Luther über Glauben und Werke. 331 und sieht um sich nach dem Glauben und guten Werken und weiß, weder was Glaube noch gute Werke sind, wäscht und schwätzt doch viele Worte vom Glauben und guten Werken. Glaube ist eine lebendige, mutige Zuversicht auf Gottes Gnade, so gewiß, daß er tausendmal darüber stürbe. Und solche Zuversicht und Erkenntnis göttlicher Gnade macht fröhlich, trotzig und lustig gegen Gon und alle Kreaturen, welches der heilige Geist thut im Glauben. Daher der Mensch ohne Zwang willig und lustig wird, jedermann Gutes zu thun, jedermann zu dienen, allerlei zu leiden Gott zu Liebe und zu Lob, der ihm solche Gnade erzeigt hat. Also daß unmöglich ist Werke vom Glauben scheiden, ja so unmöglich, als brennen und leuchten vom Feuer mag geschieden werden. Darum siehe dich vor vor deinen eigenen falschen Gedanken und unnützen Schwätzern, die vom Glauben und guten Werten klug sein wollen zu urteilen und sind die größten Narren. Biltte Gott, daß er den Glauben in dir wirke; sonst bleibst du wohl ewig ohne Glauben, du dichtest und thust, was du willst oder kannst. 175. Das Reich muß uns doch bhleihen. 1 Gleich nach Luthers Tod brach der schmalkaldische Krieg aus. Der fromme Kurfürst Johann Friedrich von Sachsen wund. nach tapferer Gegenwehr von Kaiser Karl Vbesiegt und gefangen in der Schlacht bei Mühlberg (24. April 1547). Nachdem der Kaiser durch Hinterlist auch den Landgrafen Philipp von Hessen in seine Gewalt gebracht hatte, wollte er dem Evangelium in Deutschland und Europa ein Ende machen. Ein kaiserliches Reichsgesetz, Interim genannt, setzte fest, wie es einstweilen (lateinisch interim) der Religion halber bis zu einer allgemeinen Kirchen— versammlung sollte gehalten werden. Den Evangelischen wurde darin die Verehelichung der Geistlichen und der Kelch im Abendmahl zugestanden; aber sie sollten abgeschaffte katholische Feiertage und Zeremonien wieder beobachten. Natürlich gefiel eine solche Halbheit weder den Katholiken noch den Evangelischen; das Volk sagte: Interim, der Schalk hinter ihm. 2. Als nun der Kaiser im Jahr 1548 die evangelischen Prediger zu Augsburg ihrer Dienste entließ, weil sie das Interim nicht annehmen wollten, kamen sie zu dem gefangenen Kurfürsten und berichteten ihm, daß sie nicht allein ihres Dienstes entlassen seien, sondern Kaiserliche Majestät ihnen auch das Reich verboten habe. Auf dies fing der Kur— fürst an zu weinen, daß ihm die Thränen über die Backen zur Erde lossen, stand auf, ging ans Fenster, wandte sich aber bald wieden zu ihnen und sagte Hat euch der Kaiser den Himmel verboten?“ „Nein! Dann fuhr er fort und sprach e hat es noch keine Not; das Reich muß uns doch bleiben. So wird Gott auch ein Land finden, daß ihr