354 176. Prinz Ohristophs Flucht. Laud wieder gewann, da ging auch dem in der FPremde irrenden Flucht- ling ein Stern der Hoffnung auf, obschon unbegründetes Mißtrauen des Vaters den Sohn aufs neue und auf lange in die Fremde trieb. „Siehe, Gott stehet mix bei,“ so konnte er mit dem gleichfalls verfolgten David rühmen, „der Herr erbält meine Seele,“ Ps. 54, 6. Und ie viel ist nieht dem Lande Württemberg in diesem Jungling er- halten worden! 177. Herzog Christoph vvn Würtkemberg. 1550 -1668. — 1. ANie Schule der Not und Bedrängnis, die Christoph seit den ersten Jahren seiner Kindheit durchlaufen mußte, war recht dazu geeignet, aus ihm einen tüchtigen Fürsten zu machen. Er hatte gehorchen gelernt, hatte, von seinem vierleu Lebensjahre an bis zu seinem Regierungs⸗ antritt fast immer in die Fremde verstoßen, dort, zumal in des Kaisers Rahe, Erfahrungen gesammelt und Verbindungen angeknüpft, die ihm später ser nützlich wurden. Am Sterbetag seines Vaters (6. Nov. 1550) war Christoph von Mömpelgard her in Tübingen angekommen; am 8. November ließ er sich in Tübingen und Stuttgart und gleich darauf auch in den übrigen Zdten des Landes huldigen. Die Cannstatter riefen bei der Huldigung mit lauter Stimme: Hie gut Württemberg in Ewigkeit. 2. Ulrich hatte das Herzogtum in einer mißlichen Lage hinterlassen. Eine große Schuldenlast lag auf dem Lande; spanische Besatzungen waren noch da; König Ferdinand machte Ansprüche auf den Besitz von Württem⸗ berg; das Interim hatte die Äbte und Mönche wieder in ihre Klöster, die Meßpriester in ihre Kirchen zurückgeführt; alles war in der größten Verwirrung. . Aber Christoph wußte durch seine Einsicht, sein Ansehen und seine persönlichen Verbindungen diese Schwierigkeiten bald zu über⸗ winden. Alsbald machte er sich an die wichtige Aufgabe, das Land, das seit Eberhards 1 Tod wohl einem vom Sturme bewegten Meere zu vergleichen war, in den verschiedensten Beziehungen durch gute Gesetze ind Einrichtungen zu ordnen. Besonders aber lag ihm das Werk der Kirchenverbesserung am Herzen, da die guten Anordnungen seines Vaters durch das Interim wieder vereitelt worden waren. Zu diesem Geschäft herief er den Johannes Brenz, machte ihn zum Propst d. i. zum ersten Geistlichen der Suiftskirche in Stuttgart und bediente sich seines Rates und seiner Arbeit in allen wichtigen kirchlichen Angelegenheiten. Eine neue Nirchenordnung“, die Einrichtung der Klosterschulen zur Vorbildung junger Leute für die Hochschule, die Erweiterung des theologischen Stifts in Tübingen zur Heranbildung von evangelischen Geistlichen, die Ver⸗ einigung der Einkünfte von Kirchen, Klöstern und andern geistlichen Stiftungen zu einem Kirchengute, das auf ewige Zeiten zum Unterhalt