196,4. Napolevn I. 176921821. L Napoleon Bonaparte war der Sohn eines unbemittelten Adeligen in Ajaccio (Ajatscho) auf der Insel Korsika und 1769 geboren. Der Grund— zug des korsischen Charakters, kriegerischer Sinn, Trotz und unbeugsame Hart⸗ näckigkeit, war auch der Grundzug des seinigen. 16 Jahre alt war er Leut⸗ nant in der Artillerie; bei der Belagerung von Toulon schwang er sich zum General empor. Doch bald erhielt er wieder seinen Abschied. Schon wollte er unmutig in die Dienste des türkischen Sultans treten, als sich in den Straßen von Paris ein Aufruhr gegen die republikanische Regierung entspann; da ernannte diese Bonaparte, seiner Entschlossenheit gewiß, zum Divisions— general, der denn auch die Volkshaufen durch einen Kartätschenhagel erbar⸗ mungslos niederschmetterte. Jetzt stieg sein Ansehen, und staunend blickte die Menge nach dem jungen General empor. 2. Wir begleiten den jungen Helden auf das Schlachtfeld. Alle Regie⸗ rungen Europas hatten sich gegen die verderblichen Grundsätze, welche im Lauf der französischen Revolution aufgekommen waren, erhoben, und England hatte mit Osterreich, Preußen, Rußland und andern Staaten ein furchtbares Bündnis gegen Frankreich zu stande gebracht. Bonaparte wurde als Ober⸗ general nach Italien geschickt, um die Osterreicher anzugreifen und wo möglich zu vernichten. Aber wie sollte das zugehen? 50 000 Osterreicher standen gegen 40 000 Franzosen, jene gut bewaffnet und bezahlt, diese ohne Geld, zerlumpt, hungrig, fast ohne Waffen. Bei Lodi, nicht wein von Mailand, erzwangen die Franzosen den Übergang über eine Brücke, und Napoleon konnte als Sieger in Mailand einziehen. Nach vielen Kämpfen in der Gegend um Mantua, die alle um dieser wichtigen österreichischen Festung willen gekämpft wurden, wie bei Bassano, Arcole, Rivoli, ergab sich dieselbe an die Franzosen. Ein halbes Jahr später machte der Friede von Campo Formio (1797) dem ganzen Krieg ein Ende, und Frankreich empfing von Osterreich das reiche Belgien als Siegeslohn. Bonapartes Name wurde allenthalben mit Bewunderung, in Frankreich mit Entzücken genannt. 3. England allein hatte an dem Frieden keinen Teil genommen. Da reifte in der Seele des stolzen Kriegers der kühne Plan, den Türken das fruchtbare und wohlgelegene Land Ägypten zu entreißen und zugleich von dort aus die Engländer in Ostindien zu bekriegen. Rasch und unvermutet setzte Bonaparte mit einem Heer nach Ägypten über. Wenige Stunden von Kairo, der Haupt— stadt dieses Landes, im Angesicht der Pyramiden kam es zur entscheidenden Schlacht mit den Mamelucken. „Franzosen,“ rief Bonaparte seinen Soldaten zu, „vergeßt nicht, daß von den Höhen dieser Denkmäler vier Jahrtausende auf euch herabschauen!“ Glänzend war der Sieg, aber ebenso fürchterlich die Niederlage, welche die französische Flotte durch den englischen Admiral Nelson bei Abukir erlitt. Ein Eroberungszug nach Syrien schlug fehl, und aus 397