— 3. Da lächelt der König mit arger List 9. Doch wachsend erneut sich des und spricht nach kurzem Bedenken: Stromes Wut, „Drei Tage will ich dir schenken; und Welle auf Welle zerrinnet, doch wisse, wenn sie verstrichen, die Frist, und Stunde an Stunde entrinnet. eh' du zurück mir gegeben bist, Da treibt ihn die Angst, da faßt er so muß er statt deiner erblassen, sich Mut doch dir ist die Strafe erlassen.“ und wirft sich hinein in die brausende Flut . Und er kommt zum Freunde: und teilt mit gewaltigen Armen „Der König gebeut, den Strom, und ein Gott hat Er⸗ daß ich am Kreuz mit dem Leben barmen. bezahle das frevelnde Streben; 10. Und gewinnt das Ufer und eilet doch will er mir gönnen drei Tage Zeit, fort bis ich die Schwester dem Gatten gefreit; und danket dem rettenden Gotte; so bleib du dem König zum Pfande, da stürzet die raubende Rotte bis ich komme, zu lösen die Bande.“ hervor aus des Waldes nächtlichem Ort, 5. Und schweigend umarmt ihn der den Pfad ihm sperrend, und schnaubet reue Freund Mord und liefert sich aus dem Tyrannen; und hemmet des Wanderers Eile der andere ziehet von dannen. mit drohend geschwungener Keule. Und ehe das dritte Morgenrot scheint, 11. „Was wollt ihr?“ ruft er, vor hat er schnell mit dem Gatten die Schrecken bleich, Schwester vereint, „ich habe nichts als mein Leben, eilt heim mit sorgender Seele, das muß ich dem Könige geben!“ damit er die Frist nicht verfehle. Und entreißt die Keule dem nächsten 6. Da gießt unendlicher Regen herab, gleich: von den Bergen stürzen die Quellen, „Um des Freundes willen erbarmet euch!“ und die Bäche, die Strome schwellen. Und drei mit gewaltigen Streichen Und er kommt ans Ufer mit wandern- erlegt er, die andern entweichen. dem Stab, 12. Und die Sonne versendet glühen⸗ da reißet die Brücke der Strudel hinab, den Brand, und donnernd sprengen die Wogen und von der unendlichen Mühe des Gewölbes krachenden Bogen. ermattet, sinken die Kniee: 7. Und trostlos irrt er an Ufers Rand; „O, hast du mich gnädig aus Räubers— wie weit er auch spähet und blicket hand, und die Stimme, die rufende, schicket, aus dem Strom mich gerettet ans heilige da stößt kein Nachen vom sichern Strand, Land, der ihn setze an das gewünschte Land, und soll hier verschmachtend verderben, kein Schiffer lenket die Fähre, und der Freund mir, der liebende, und der wilde Strom wird zum Meere. sterben!“ 8. Da sinkt er ans Ufer und weint 183. Und horch! da sprudelt es silberhell, und fleht, ganz nahe, wie rieselndes Rauschen, die Hände zum Zeus erhoben: und stille hält er, zu lauschen. „O, hemme des Stromes Toben! Und sieh, aus dem Felsen, geschwätzig, Es eilen die Stunden, im Mittag steht schnell, die Sonne, springt murmelnd hervor ein lebendiger und wenn sie niedergeht, Quell, und ich kann die Stadt nicht erreichen, und freudig bückt er sich nieder so muß der Freund mir erbleichen.“ und erfrischet die brennenden Glieder. 2 8