dieser Einfuhr beteiligen sich vornehmlich sterreich, die Vereinigten Staaten, Serbien, die Türkei, die Niederlande, Belgien, Frankreich, Italien und die Schweiz. Im Jahre 1905 wurden über 2000000 Doppelzentner Obst eingeführt. Um diese gewaltige Menge wegzuschaffen, würden mehr als 20000 Eisenbahnwagen oder weit über 400 Eisenbahnzüge zu je 50 Wagen nötig sein. Wollte ein Fuhrmann sie wegfahren und lüde auf jeden Wagen 20 Doppelzentner, so müßte er 100 000 mal fahren, oder, bei 10 Fuͤhren täglich, 10 000 Tage, oder 331 Jahre. Aus obigen Zahlen ergibt sich aber auch, daß allein im Jahre 1905 für 30 Millionen Mark Obft eingeführt worden ist. Diese große Summe geht jährlich den deutschen Landwirten verloren; sie wandert auf Nimmerwiedersehen ins Ausland. Und das wird leider noch lange so bleiben, denn noch ungefähr z Millionen Bäume sind erforderlich, um allein die Einfuhr an Apfeln unnötig zu machen. ¶ In unserer Provinz Hannover hat der Obstbau in den letzten Jahren recht erhebliche Fortschritte gemacht. Im Jahre 1901 betrug die Anzahl der Obstbäume an unseren Chausseen 189 586 Stück, die in demselben Jahre der Provinzialverwaltung eine Einnahme von 167 734 Mk. brachten. Das ist gewiß ein schönes Ergebnis, besonders wenn man bedenkt, daß ein großer Teil der Obstbäume erst in den letzten Jahren angepflanzt worden ist und deshalb noch keine nennenswerten Erträge liefern konnte. Im ganzen brachte der Obstbau an den Chausseen in den 25 Jahren von 7876 1901 2410146 Mk, also im Durchschnitt jährlich 92698 Mk, welche Summe zur Unterhaltung der Landstraßen ganz erheblich beigetragen hat. Einzelne Gebiete an der Unterelbe, namentlich das „Alte Land“ bilden wahre Obstgärten. Im allgemeinen aber sind Süd-⸗ und Mittel— deutschland in der Obstkultur dem nördlichen Deutschland weit voran, trotzdem hier die natürlichen Bedingungen einer lohnenden Zucht: passender Boden und geeignetes Klima, vollauf erfüllt sind. Der Grund dieses Rückstandes ist mangelndes Verständnis gegenüber den Forderungen des Obstbaus. Ohne Hegen kein Segen. Obstbaumpflege ist die erste Vor— aussetzung des Erfolges. 3. Die nachhaltigsten Einwirkungen, teilweise eine völlige innere Umge— staltung erfährt der Obstbaum in der Baumschule. Frisch und kräftig ent— sprießt der junge Baum der edlen Obstfrucht. Den Kernfrüchtlern aber strömt noch das wilde Ahnenblut im Stamm, ein unedler Saft, der später nur holzige, ungenießbare Früchte erzeugt. Da gilt es, den wertlosen Saft durch reinigende, hochentwickelte Zellen zu leiten, damit er geläutert eine köstliche Frucht entwickele. Also schneidet man den Jungstamm glatt ab und setzt fest und anschließend ein Edelreis auf. Die Säfte steigen und drängen hinauf, erfahren in den neuen Zellgängen ihre Wiedergeburt und vermoͤgen nun edelgeartete Zweige, Blüten und Früchte zu treiben. Wird bei dem eben gezeigten Kopulieren gleich ganze Arbeit gemacht, in— dem man den wilden Schößling einfach abschneidet, so findet beim Hannoversches Lesebuch. Oberstufe. 13