23 G. Deutsches Land und Volk. Strehlitz waren die ersten deutschen Städte in Oberschlesien. Zahlreicher waren solche Städte in Mittel- und in Niederschlesien. Von den Fürsten und Fürstinnen, die so viel für Schlesien getan haben, müssen besonders genannt werden Heinrich der Bärtige und seine Gemahlin, die heilige Hedwig. Freilich kamen auch oft trübe Tage. Ein ruhiges Leben war den Schlesiern nicht beschieden. Wie ein Keil lag ihr Land zwischen Böhmen und Polen; und so haben sie auch mit beiden Völkern gekämpft. Aber das Deutschtum war nicht mehr zu erschüttern. Selbst der Einfall der wilden Mongolen, der dem Sohne der heiligen Hedwig das Leben kostete, ging ohne tiefere Spuren vorüber. 4. Als das Land allmählich unter böhmische Herrschaft gekommen war, da erwachte dem deutschen Wesen ein mächtiger Schützer in König Karl IV., dem deutschen Kaiser. Unter seiner starken Regierung herrschte Sicherheit auf den Straßen, die der deutsche Kaufmann zog, und auch der geringste Mann konnte sein Recht finden. Für die Stadt Breslau hat Karl IV. besonders viel getan. Nach einer großen Feuersbrunst baute er den Bürgern neue, festere Häuser; er ließ die Straßen pflastern und sorgte dafür, daß Breslauer Kaufleute in Polen und Böhmen frei kaufen und verkaufen durften. Da wurden die Bürger reich und schmückten die Stadt mit herrlichen Bauten. Die Breslauer aber waren dem Kaiser in besonderer Liebe zugetan, und eine Straße heißt heute noch ihm zu Ehren „Karlsstraße“. Zur Zeit des Todes dieses deutschen Herrschers wurde in fast ganz Schlesien Deutsch gesprochen. Schlimm erging es dem Lande, als die Hussiten es raubend und mordend durchzogen. Der Dreißigjährige Krieg hat das Land um Jahrhunderte zu— rückgebracht. Die Felder waren zertreten von den Hufen der Wallensteinschen Scharen und der schwedischen Rosse, kaum ein Dritteil der Bevölkerung war dem Hunger und der Krankheit entronnen. Im Gebiete von Schweidnitz und Jauer lagen über vierzig Dörfer wüst. Im Fürstentum Brieg war der dritte Teil der Äcker unbebaut. Ähnlich sah es in vielen andern Gegenden aus Das Haus Habsburg, in dessen Besitz Schlesien schon vor dem großen Kriege gekommen war, hat wenig getan, um sich die Liebe der Schlesier zu erwerben. Hundert Jahre lang war kein Habsburger nach Schlesien gekommen. Regsam— keit und Fleiß waren aus den Städten und Dörfern gewichen; die Güter waren verschuldet, die Bauern verarmt, den Kaufleuten fehlte der Absatz für ihre Waren. Viele wanderten aus und ließen ein armes Land zurück 5. Da, als die Not am höchsten war, ertönten preußische Trommeln und erklang die Trompete der Zietenschen Husaren im Lande. Friedrich der Große war gekommen, um seine Erbansprüche auf Schlesien geltend zu machen. Durch drei blutige Kriege mußte das Land hindurch; aber die Siege von 21