131 Zn Aachen vor dem Schlosse stund ; Der Graf Gariu that ferne schon Der König Karl gar bange: Den Schild des Riesen schwingen. 5ind meine Helden wohl gesund? Sie weilen allzu lange. Doch seh' ich recht, auf Königswort! So reitet Herzog Heimon dort, Des Riesen Haupt am Speere." Herr Heimon ritt mit trübem Muth, Und mit gesenktem Spieße Legt' er das Haupt, besprengt mit Blut, Dem König vor die Füße: „Ich fand den Kopf im wilden Hag, Und fünfzig Schritte weiter lag Des Riesen Rumpf am Boden." Bald auch der Erzbischof Turpin Den Riesenhandschuh brachte, Die ungefüge Hand noch drin; Er zog sie aus und lachte: „Das ist ein schön Reliquienstück! Ich bring' es aus dem Wald zurück, Fand es schon zugehauen." Der Herzog Naims von Bayerland Kam mit des Riesen Stange: „Schaut an, was ich im-Walde fand! Ein Waffen stark und lange. Wohl schwitz' ich von dem schweren Druck. Hei! bayrisch Bier, ein guter Schluck, Soll mir gar köstlich munden!" Graf Richard kam zu Fuß daher, Gieng neben seinem Pferde, Das trug des Riesen schwere Wehr, „Der hat den Schild, des ist die Krön', Der wird das Kleinod bringen!" „Den Schild hab' ich, ihr lieben Herrn! Das Kleinod hätt' ich gar zu gern, Doch das ist ausgcbrochen!" Zuletzt that man Herrn Milon sehn, Der nach dem Schlosse lenkte; Er ließ das Rößlein langsam gehn, Das Haupt er traurig senkte. Roland ritt hinterm Vater her Und trug ihm seinen starken Speer Zusammt dem festen Schilde. Doch wie sie kamen vor das Schloß Und zu den Herrn geritten, Macht er vom Vaters Schilde los Den Zierrath in der Mitten; Das Riesenklcinod setzt er ein, Das gab so wunderklaren Schein, Als wie die liebe Sonne. Und als nun diese helle Glut .Im Schilde Milon'S brannte, Da rief der König frohgemuth: „Heil Milon von Anglante! Der hat den Riesen übermannt, Ihm abgeschlagen Haupt und Hand, Das Kleinod ihm entrissen." Herr Milon hatte sich gewandt, Sah staunend all' die Helle: „Roland, sag' an, du junger Fant! Den Harnisch sammt dem Schwerte: Wer gab dir das, Geselle?" „Wer suchen will im wilden Tann, „Um Gott, Herr Vater! zürnt mir nicht, Manch Waffenstück noch finden kann, Daß ich erschlug den groben Wicht, Ist mir zuviel gewesen." Derweil ihr eben schliefet!" L uhland. 102. Ter eiserne Karl. Zur Zeit als König Karl den Lombardenkönig Desiderius befeindete, lebte an des Letzteren Hofe Ogger, ein edler Franke, der vor Karls Un¬ gnade das Land hatte räumen müssen. Wie nun die Nachricht erscholl, Karl rücke mit Hecresmacht heran, standen Desiderius und Ogger auf einem hohen Turm, von dessen Gipfel man weit und breit in das Reich schauen konnte. Das Gepäck rückte in Haufen an. „Ist Karl unter diesem großen Heer?" frug König Desiderius. „Noch nicht!" versetzte Ogger. Nun kam der Landsturm des ganzen fränkischen Reichs: „Hierunter befindet sich Karl aber gewiß", sagte Desiderius bestimmt. Ogger antwortete: