152 Herr Heinrich tritt hervor und spricht: „Wen sucht ihr da, sagt an!" Da schwenken sie die Fähnlein bunt Und jauchzen: »Unsern Herrn! Hoch lebe Kaiser Heinrich! hoch Des Sachsenlandes Stern!" Dies rufend, knien sie vor ihm hin Und huldigen ihm still 122. Der J> Wer hat dich, du schöner Wald, Aufgebaut so hoch da droben? Wohl den Meister will ich loben, So lang' noch mein' Stimm' erschallt. Lebe wohl, Lebe wohl, du schöner Wald! Tief die Welt verworren schallt, Oben einsam Rehe grasen, Und wir ziehen fort und blasen, Daß es tausendfach verhallt! Lebe wohl, Lebe wohl, du schöner Wald! Und rufen, als er staunend fragt: „'S ist deutschen Reiches Will'!" Da blickt Herr Heinrich tief bewegt Hinauf zum Himmelszelt: „Du gabst mir einen guten Fang, Herr Gott, wie dir's gefällt!" fl. N. Vogl, ger Abschied. Banner, der so kühle wallt, Unter deinen grünen Wogen Hast du treu uns auferzogen! Frommer Sagen Aufenthalt. Lebe wohl, Lebe wohl, du schöner Wald! Was wir still gelobt im Wald, Wollen's draußen ehrlich halten, Ewig bleiben treu die Alten! Deutsch Panier, das rauschend wallt, Lebe wohl, Schirm' dich Gott, du schöner Wald! Jos. v. Eichendorss. 123. Hie Bewohner der Marschen. (Gekürzt.) Der erfahrene und aufmerksame Beobachter unterscheidet meistens sofort den Marschbewohner, namentlich den aus echtem Friesenblute entsprossenen, von seinem Geestnachbar. Eine derbe, breitschultrige, fleischige, oft stark ins Corpulente1) gehende Gestalt, mehr gross als klein, Hände und Füsse stark und breit, das Haar schlicht oder nur schwach gekräuselt und blond, der Bart röthlich und nicht sehr dicht, das Auge hellblau oder grau und das geröthete Gesicht von rundlichem Schnitte — das ist der rechte Friesentypus. Der niedersächsische Geestmann ist dagegen durchgehends magerer, schmächtiger und aufgeschossener, von kurzem Oberbau und langen schmalen Beinen, wenn auch mitunter starkknochig und sein Gesicht häufig von Schürfern und eckigem Umrissen. Da wo die Geest an die Marsch grenzt, sind diese Gegensätze freilich noch nicht sehr hervorstechend. — Fast noch bedeutender ist der Unter¬ schied zwischen Geest und Marsch hinsichtlich des geistigen Cha¬ rakters ihrer Bewohner. So ist der Geestmann leicht zu erregen, gelehrig, erfinderisch und bei seinen Festen heiter bis zur lärmen¬ den Lustigkeit. Ganz anders dagegen der friesische Marschbewohner. !) corpulent, wohlbeleibt, click; die Corpulenz. die Wohlbeleibtheit.