185 3. Hat angeleget die Rüstung blank, Auf des Herren Roß sich geschwungen frank. 4. Und als er sprengen will über die Brück', Da stutzet das Roß und bäumt sich zurück. 5. Und als er die güld'nen Sporen ihm gab, Da schleudert's ihn wild in den Strom hinab. 6. Mit Arm, mit Fuß er rudert und ringt; Der schwere Panzer ihn niederzwingt. s. uhland. 141. Der Löwe. Ein einziger Blick auf den Leib des Löwen, auf den Ausdruck seines Gesichtes, genügt, um der uralten Auffassung aller Völker, welche das könig¬ liche Thier kennen lernten, von Grund des Herzens zuzustimmen. Der Löwe ist der König der Raubthiere, ist der Herrscher im ganzen Reiche der Säugethiere. Sein Hauptkennzeichen liegt in dem stark gebauten, kräftigen Leibe mit der kurzen, glatt anliegenden, einfarbigen Behaarung, in dem breiten, kleinäugigen Gesicht, in dem Herrschermantel der wallenden Mähne, welcher sich um seine Schultern schlägt, und in der Quaste, welche seine Schwanzspitze ziert. Im Vergleich zu den anderen Katzen ist der Rumpf des Löwen kurz, der Bauch eingezogen, und der ganze Körper er¬ scheint deshalb wohl kräftig, nicht aber plump. Die Augen sind klein und haben runde Sterne, die Schnurren sind in sechs bis acht Reihen geordnet. Vor allem ist es die Mähne, welche die männlichen Löwen auszeichnet und ihnen das stolze, königliche Ansehen verleiht. Diese Mähne bekleidet in vollster Ausbildung den Hals und die Vordcr- brust, ändert aber so verschieden ab, daß man aus ihr allein die Heimat des Löwen erkennen kann. In früheren Zeiten waren die Löwen weit verbreiteter, als gegenwärtig, wo sie aus den stark bevölkerten Gegenden schon gänzlich verdrängt worden sind. Sie fanden sich noch zu den Römerzeiten nicht nur in ganz Afrika und dem südwestlichen Asien, sondern auch in Griechenland und Macédonien, wo sie bereits seit mehr als anderthalbtausend Jahren vollständig verdrängt worden sind. Der Löwe der Berberei lebte früher im ganzen nordöstlichen Afrika und war in Ägypten fast ebenso häufig als in Tunis oder in Fez und Marokko zu treffen. Die Zunahme der Bevölkerung und Bildung aber verdrängte ihn mehr und mehr, so daß er jetzt schon im ganzen untern Nilthale und fast an der ganzen südlichen Küste des Mittclmcers nicht mehr getroffen wird. Aber noch heutiges Tages ist er in Algier und Marokko keine Seltenheit und in Tunis und der Oase Fezzan wenigstens noch eine ständige Erscheinung. Namentlich in Algier ist er gegen früher dünn ge¬ worden; die häufigen Kriege der Franzosen mit den Arabern haben ihn verdrängt, und die französischen Löwenjäger haben seine Reihen sehr gelichtet. Im Betragen sind die verschiedenen Löwen vollkommen gleich, und wir kennen deshalb die Lebensweise von allen, wenn wir die von einer Art oder Abart kennen gelernt haben.