416 kommt und bedankt euch bei dem wackern Fremdlinge. Er hat im Vorbeigehen eure zerbrochue Gartenthür wieder zurecht gemacht. — Nachbar Hans schmunzelte, sagte seinen Dank, setzte sich neben dem Schulzen traulich zu dem Fremdling, und alle Gäste lauschten auf ihr Gespräch. Es betraf das Handwerk, die Wanderungen und Kundschaften desselben, und in allen erwachte der cinmüthigc Wunsch, ihn zum Gemeindeschmied zu bekommen, weil allen der Zug von gemeinnütziger Denkart gefallen hatte. Hämmerlein mußte bleiben; und da er schon am folgenden Morgen einen Beweis von seiner Geschicklichkeit in der Vieharzneikunst und im Beschläge gab, so war nur eine Stimme für ihn: Dieser und kein Anderer soll Gemeindeschmied werden. Man schloß den Vertrag mit ihm ab, und Meister Hämmerlein war unvermnthet Schmiedcmeister eines großen Dorfes, das er wenig Stunden vorher auch nicht einmal dem Namen nach gekannt hatte. Sage mir nun noch einer: Wer ungebeten zur Arbeit geht, geht ungedankt davon. Zu seiner Besoldung gehörte unter anderm ein Grundstück, das er alljährlich mit Kartoffeln oder andern Gemüsepflanzen bestellte. Da er den Acker zum ersten Male in Augenschein nahm, bemerkte er auf dem Fahrwege verschiedene Löcher, in welche die Wagen bald rechts bald links schlugen. — Warum füllt ihr doch die Löcher nicht mit Steinen aus? fragte Meister Hämmerlein die Nachbarn, welche ihm den Acker zeigten. — Ja, sagten diese, man kann immer vor andern Arbeiten nicht dazu kommen. — Was that aber Meister Hämmerlein? — So oft er auf seinen Acker gieng, las er von ferne schon Steine zusammen und schleppte deren oft beide Arme voll bis zu den Löchern. Die Bauern lachten, daß er, der selbst kein Gespann hielt, für andere den Weg besserte; aber ohne sich stören zu lassen, fuhr Meister Hämmerlcin fort, jedes Mal wenigstens ein paar Steine auf dem Hin- und Herweg in die Löcher zu werfen, und in etlichen Jahren waren sie ausgefüllt. — Seht ihr's, sagte er nun, hätte ein jeder von euch, der leer die Straße fuhr, auf dem Wege die Steine zusammengelesen, auf den Wagen geladen und in die Löcher geworfen, so wäre der Weg mit leichterer Mühe in einem Vierteljährchen eben geworden. S»l-z. 321. Deiche und Fluten, Um ganz die hohe Wichtigkeit und Bedeutung der Deiche zu begreifen, muss man einmal eine gewaltige Sturmflut mit angesehen haben; denn wer ein solches Ereignis nie erlebte, wird sich schwerlich von der Grösse und Schrecklichkeit desselben eine "Vor¬ stellung machen können. Die rechte Zeit der Sturmfluten ist vom October bis zum April. Wenn eine zeitlang ein anhaltender Westwind weht, der grosse Wassermassen in den Kanal treibt, und diese nun, sich nach Nord¬ osten oder Norden umsetzend, gegen die Küsten und weit in die Flüsse hinaufpeitscht, wodurch die Ebbe sehr aufgehalten oder fast ganz gehemmt wird, wenn sich dazu noch eine Springflut gesellt, dann steigen die wilden Wasser oft zu einer Höhe und Furchtbarkeit, die einem das Herz erbeben machen.