453 2. Und strecken nur zwei Arme sich 4. Und ist verweht auch jede Spur, In sreud'ger Sehnsucht dir entgegen, j Zeigt nichts sich deinem Blick, dem nassen, Fließt eine Thräne nur um dich, ! Als grün berast ein Hügel nur Sprichtdirein einiger Mund den Segen,— Von allem, was du einst verlassen, — 3. Ob du ein Bettler, du bist reich, 5. O nirgend weint es sich so gut, Ob krank dein Herz, dein Muth beklommen, ! Wie weit dich deine Füße tragen, Gesunden wirst du allsoglcich, l Als da, wo still ein Herze ruht, Hörst du das süße Wort: Willkommen! ! Das einstens warm für dich geschlagen. 21. Träger. 360. Tie Muttersprache. Muttersprache, Mutterlaut, Wie so wonnesam, so traut! Erstes Wort, das mir erschallet, Süßes erstes Liebeswort, Erster Ton, den ich gelallet, Klingest ewig in mir fort. Ach, wie trüb ist meinem Sinn, Wann ich in der Fremde bin! Wann ich fremde Zungen üben, Fremde Wörter brauchen muß, Die ich nimmermehr kann lieben, Die nicht klingen wie ein Gruß. Sprache, schön und wunderbar, Ach, wie klingest du so klar! Will noch tiefer mich vertiefen In den Reichthum, in die Pracht: §st mir's doch, als ob mich riefen ätcr ans des Grabes Nacht. Klinge, klinge fort und fort Heldensprache, Liebeswort! Steig' empor aus tiefen Schlüften Längst verschollnes altes Lied, Leb' aufs neu in heiligen Schriften, Daß dir jedes Herz erglüht! Überall weht Gottes Hauch, Heilig ist wohl mancher Brauch; Aber soll ich beten, danken, Geb' ich meine Liebe kund, Meine seligsten Gedanken Sprcch' ich wie der Mutter Mund. M. v. S chenkendorf. 361. Friedrich Wilhelm Ul. als Kronprinz und seine Gemahlin Luise. Die Erscheinung des fürstlichen Paares hatte für einen jeden in der That etwas wahrhaft Erhebendes. Wie Luise eine der reizendsten Frauen, so war Friedrich Wilhelm in seinen jüngeren Jahren einer der schönsten Männer. Bon größter Bedeutung aber war es, daß sich der geschlossene Bund bald zu einem leuchtenden Vorbilde wahrhaft deutschen Familien¬ lebens gestaltete. Es ward dies für das häusliche Leben in den höheren Kreisen von den segensreichsten Folgen; denn dort war man beflissen, manche Mängel häuslichen Glückes durch äußerliche Formen zu verdecken. So redeten die Eheleute höherer Stände einander mit „Sie" an. Friedrich Wilhelm und Luise führten unter sich das trauliche „Du" ein. Die Kunde davon gieng von Ohr zu Ohr, ja die Hofleute meinten endlich, dem Könige davon Mittheilung machen zu müssen. Als dieser den Kronprinzen darüber befragt, erwidert dieser lächelnd, es sei allerdings wahr, daß er seine Gemahlin mit „Du" anrede, aber er habe auch dazu seine besonderen Gründe. Nach denselben befragt, fährt er fort: „Mit dem „Du" weiß man doch immer, woran man ist; dagegen bei dem „Sie" ist immer das Bedenken, ob's mit einem großen „S" geschrieben wird oder mit einem kleinen." Ein anderes Mal that der Kronprinz die Äußerung, er sei von allen Seiten genugsam beengt, in seinem häuslichen Leben wolle er wenigstens seiner Neigung folgen und die Freiheit und Unabhängigkeit haben, die jeder Privatmann genieße. Zu den Beengungen für ihn ge-