499 Wärme und Licht erzeugt; sie erfolgt unter der Erscheinung von Feuer. Ähnlich sind die Veränderungen, welche Pflanzen und Thierstoffe bei längerer Aufbewahrung erleiden; sie verwandeln sich, während sie verfaulen oder verwesen, nach und nach in Luftarten, die zum Theil einen sehr unangenehmen Geruch besitzen. Solche Vorgänge, welche nicht bloss die äussere Form, sondern das ganze innere Wesen der Körper umwandeln, nennt man chemische Vorgänge. Durch sie werden, oft unter Erwärmung oder Feuererscheinung, die Körper nach Gewicht, Form, Festigkeit, Farbe, Geschmack, Geruch, Wirkung so von Grund aus verändert, dass aus ihnen ganz neue Körper mit ganz neuen Eigenschaften entstehen. Wohin wir nur blicken auf der Erde, überall gewahren wir chemische Erscheinungen: auf dem Festlande, in der Luft, wie in der Tiefe des Meeres, im Reiche der todten Gesteine, wie im Reiche des Lebendigen, in Pflanzen und Thieren. Der festeste Stein wird nach und nach mürbe; er verändert seine Farbe, zer¬ fällt zu kleinen und immer kleineren Brocken und wird endlich zu Erde. Eine Kartoffel, in die Erde gelegt, wird weich; ihr zuvor mehliger Geschmack süss, dann faulig; endlich verschwindet sie gänzlich. Was hier wie Vernichtung aussieht, ist aber nur chemische Verwandlung. Aus den ekelhaften Producten der Fäulniss bildet die Schöpferkraft eine lebensfrische neue Pflanze und alle darin vorkommenden verschiedenartigen Stoffe, z. B. Zucker, Stärke, Öle. Die Knollen der Kartoffelpflanze bilden eines unserer wichtig¬ sten Nahrungsmittel. Das darin enthaltene Stärkemehl lässt sich in Wasser nicht auflösen, im Magen aber erfährt es sehr schnell eine solche Veränderung, dass es aufgelöst oder verdaut und sodann als Flüssigkeit dem Blute zugeführt werden kann. Das Blut trifft in den Lungen mit der eingeathmeten Luft zusammen; dabei verändert es seine Farbe, und auch die Luft verändert ihre Beschaffenheit, und durch diese Veränderungen entwickelt sich die Wärme, welche wir in unserm Körper fühlen. Es erhellt hieraus, dass auch in unserm Körper, wie in dem der Pflanzen chemische Vorgänge stattfinden; die Pflanze und das Thier wie der Mensch bestehen aus chemischen Stoffen, und chemische Vorgänge sind es, welche ihnen nicht nur ihre Nahrung zubereiten, sondern sie auch verdauen und in Thier- oder Pflanzenstoffe umwandeln helfen. Hört das Leben endlich auf, so sind es wieder die chemischen Processe, die als Todtengräber der Natur die alte Wahrheit in Erfüllung gehen lassen: Was von Erde ist, soll wieder zu Erde werden. Was uns Vernichtung scheint, ist aber nur Verwandlung. Die bei der Verbrennung oder Verwesung nicht vernichteten, sondern nur un¬ sichtbar gewordenen Stoffe finden sich in anderer Form in der Luft wieder; aus dieser werden sie durch die in den lebenden Pflanzen vorhandenen chemischen Kräfte wieder zur Erde herabgezogen. Wir sehen hieraus, wie die unergründliche göttliche Allmacht sich die chemischen Vorgänge zu Dienern bestellt, um durch sie den 32*