— Verantwortung gezogen. Diese untersuchten die Wasserleitungen. Zu ihrem Glücke fanden sie die Pantoffeln in dem von ihnen vernachlässigten Schlamme und konnten sich damit rechtfertigen. Der Herr der Pantoffeln aber ward in Haft genommen. Weil man glaubte, er habe sich an dem Statthalter rächen wollen, mußte er mit einer noch größern Geldstrafe büßen, als die beiden vorigen waren. Seine Pantoffeln aber wurden ihm wiedergegeben. „Was soll ich nun mit euch tun,“ sprach Kasem, „ihr verwünschten Pantoffeln? Ihr kommt immer mit größerem Verluste für mich wieder; jetzt soll euch die Flamme verzehren. Weil ihr aber“, fuhr er fort und wog sie in seinen Händen, „so ganz mit Schlamm erfüllt und mit Wasser getränkt seid, so muß ich euch noch das Sonnenlicht gönnen und euch auf meinem Dache trocknen; denn euch in mein Haus zu bringen, werde ich mich wohl hüten.“ Mit diesen Worten stieg er auf das platte Dach seines Hauses und legte sie daselbst nieder. Aber das Unglück hatte noch nicht aufgehört, ihn zu verfolgen; ja, der letzte Streich war der grausamste von allen. Ein Hund seines Nachbars ward die Pantoffeln gewahr. Er sprang von dem Dache seines Herrn auf das Dach Kasems und spielte mit ihnen, indem er sie umherzerrte. So hatte er den einen bis an den Rand des Daches geschleppt, und es bedurfte nur noch einer kleinen Berührung, da fiel der schwere Pantoffel einer Frau, die eben unter dem Hause vorbeiging und ein Kind trug, gerade auf den Kopf. Sie fiel nieder, und das Kind stürzte aus ihren Armen auf die Steine. Ihr Mann brachte seine Klage vor den Richter, und Kasem mußte härter büßen, als er je gebüßt hatte; denn sein Pantoffel hatte beinahe zwei Menschen erschlagen. Als ihm dies Urteil verkündigt ward, sprach Kasem mit einer Ernsthaftigkeit, die den Kadi selbst zum Lachen brachte: „Richter der Gerechtigkeit, alles will ich geben und leiden, wozu Ihr mich verdammt habt; nur erbitte ich mir auch den Schutz der Gerechtigkeit gegen die unversöhnlichen Feinde, welche die Ursache alles meines Kummers und Unglücks bis auf diese Stunde waren. Es sind diese armseligen Pantoffeln. Sie haben mich in Armu und Schimpf, ja, in Lebensgefahr gebracht, und wer weiß, was sie noch im Schilde führen. Sei gerecht, o edler Kadi, und bestimme, daß alles Unglück, das ohne Zweifel diese Werkzeuge der bösen Geister noch anrichten werden, nicht mir, sondern ihnen zugerechnet werde.“ Der Richter konnte ihm seine Bitte nicht versagen. Er behielt die un— glücklichen Störer der öffentlichen und häuslichen Ruhe bei sich. Dem Alten aber gab er die Lehre, daß die rechte Sparsamkeit in der richtigen An— wendung des Geldes, nicht aber im Zusammenscharren desselben bestehe. Aus den „Palmblättern“. 9f