2—ñ diese herauf. Doch genug der traurigen Dinge. Gott schenke einen bal— digen, glücklichen Ausgang, und an dem zweifle ich nicht. Aus den fran— zösischen Blättern ist nichts zu entnehmen, während unsere amtlichen An— gaben jederzeit zuverlässig sind. Mit besten Wünschen Dein Bruder Helmuth. v. Moltke Gesch. des Deutsch-französischen Krieges). 164. Kaiser Wilhelms letzter Besuch beim Grafen von Roon. Es war fast 6 Uhr, als ich herausgerufen wurde; der Jãger Sr. Majestat, der nun den Weg herüber so oft schon gemacht, wollte mir selbst, ohne eigentlichen Auftrag, sagen, daß Se. Majestaãt ihm fast auf dem Fuße folge, um den teuern Kranken zu sehen. W. konnte dem könige entgegeneilen. Dieser benutzte den Fahr—- stuhl, und ich konnte, während W. die Treppe wieder hinaufeilte, dem gnadigen Herrn entgegengehen. Er sagte noch vor der Tur zu mir: „Steht es wirklich so schlimm? Es wird ihm doch nicht schaden?“ leh weiß nicht mehr, was ieh antwortete. Er trat ein und bat mich mit bewegter Stimme: „Sagen Sie dem Feldmarschall, die Arzte haben es mir erlaubt.“ Ich ging auf diesen Befehl vor- aus und sagte es ihm schnell. Da richtete sich der teure Kranke auf, streckte beide Hande ihm entgegen und sagte laut: „Majestät, welche Freudel Wie dankbar bin ichl‘ Der Kõnig reichte ihm beide Hande und sagte bewegt: „Muß ich Sie s0 finden, mein alter Freund (oder mein lieber Roon); ich weiß die Worte und wie sie folgten nieht so genau, war auch zu bewegt im Herzen; aber ich weiß, ich sah und fühlte, wie beglückt mein herzenslieber Mann war. Der kaiser ließ sich auf einem tiefen Lehnstuhl am Bette nieder; die beiden Köpfe der alten Herren waren dicht zusammen; der König hielt die Rechte des Kranken in seiner Linken; die Rechte hing noch in der schmalen, schwarzen Binde. Mein lieber Mann beugte sich auf die Hand; ich glaube, der Kaiser hat es dies- mal auch gelitten, daß er sie ihm küßte. Sie sprachen leise; mein lieber Kranker sprach schon schwer, so daß der Kõnig mich zwei- mal fragte: „Wie sagte er?“ Es war immer wieder: „Dank, Dank, mein Kkönigl‘ und dann sagte er ihm auch, daß er morgens immer nach seinem Fenster schaue und nach der Fahne, ob er schon auf sei und schon wieder arbeite. 34